Pressekonferenz: „Elf Jahre nach dem Völkermord: Die Situation der Jesiden ist immer noch prekär“

Anlässlich des Internationalen Flüchtlingstags sprechen wir über die immensen Probleme, mit denen sich Jesidinnen und Jesiden im Irak und in Deutschland nach wie vor konfrontiert sehen. Die verschlechterte globale Sicherheitslage trägt viel dazu bei, dass sich die Situation der Jesiden nicht bessert. Die Zahl der weltweit vertriebenen Menschen hat sich seit 2015 verdoppelt. Heute fliehen über 122 Millionen Menschen weltweit vor Krieg und Verfolgung.

Im vergangenen Jahr hat Wadi mit mehreren Partnern kooperiert, um Informationen über die multiplen Krisen zusammenzutragen, die zur Misere der Jesiden beitragen. USAID und andere amerikanische Hilfsfonds haben sich vollständig aus der Hilfe verabschiedet, dadurch ist die internationale Finanzierung von Projekten zusammengebrochen, die Jesidinnen und Jesiden mit wirtschaftlichen Starthilfen, Berufsausbildungen, Nahrungsmittelhilfen und medizinischer Versorgung unterstützten. All das hat zu einer Kaskade negativer Entwicklungen vor Ort geführt.

Die Wadi-Teams, die seit über 15 Jahren in und um die Lager sowie in der jesidischen Community tätig sind, haben diese aktuellen Realitäten dokumentiert und werden ihre Erkenntnisse auf dieser Veranstaltung präsentieren. Human Network, eine Expertenorganisation für Gesundheitsversorgung und medizinische Angelegenheiten, wird ebenfalls ihre Analyse der Gesundheitslage der Jesiden in und um die Lager im Gebiet Dohuk teilen.

Anfang 2024 veröffentlichte Wadi in Zusammenarbeit mit ProAsyl Deutschland einen umfangreichen Bericht über die drastischen Realitäten der Situation der Jesiden im Irak – mit der Forderung nach einem sofortigen Ende der Abschiebungen von Jesiden aus Deutschland. Der Bericht hob die komplizierte Sicherheitslage, den Mangel an verlässlichem Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und finanziellen Möglichkeiten sowie die anhaltenden Vorurteile und Diskriminierungen hervor, mit denen Jesiden in allen Lebensbereichen konfrontiert sind.

Darüber hinaus gab es zu diesem Zeitpunkt unter Jesid/innen den starken Eindruck, von der internationalen Gemeinschaft, die ihnen Unterstützung versprochen hatte, allein gelassen zu werden, und im Jahr 2025 scheint sich dieser Eindruck zu bestätigen: Man hat sie durch den massiven Rückzug internationaler Geldgeber und den Zusammenbruch der Finanzierung für lebensnotwendige Hilfe tatsächlich im Stich gelassen.

Momentan haben von 16 Lagern nur 6 offene Gesundheitszentren, die nur die grundlegendste Versorgung bieten. Der Zugang zu Bildung, sauberem Wasser und anderen elementaren Lebensgrundlagen bleibt schwierig. Darüber hinaus werden Jesiden, die in Europa, hauptsächlich in Deutschland, Zuflucht gesucht haben, weiterhin in den Irak abgeschoben. Die aktuelle Situation bringt Tausende von Leben in Gefahr.

Wir laden Sie – Journalist/innen, Medienvertreter/innen, Menschenrechtsverteidiger/innen, politische Entscheidungsträger/innen und interessierte Bürger/innen – herzlich ein, an dieser Pressekonferenz teilzunehmen, die sich mit der schwierigen Lage jesidischer Überlebender – elf Jahre nach dem Völkermord – befasst.

Datum: 02. Juli 2025

Uhrzeit: 14:00 (GMT + 3)

Ort: Erbil International Hotel

Barzani Namir, Erbil, Gouvernorat Erbil, Irak

Die Veranstaltung wird live über die Facebook-Seite von Wadi übertragen.

Agenda:

   

Zeit

Thema

Dozent/in

14:15

Eröffnungsrede

Mme Chemen Racheed – Wadi Director

14:25

Einleitende Anmerkungen

Ms Ciska de Veld – Second Secretary/Political Affairs, Generalkonsulat der Niederlande

14:35

Präsentation des Berichts, der die aktuelle Situation in den Lagern nach dem Abzug der internationalen Hilfe dokumentiert

Mme Basma Aldakhi – Wadi Team Assistance for Yazidis

15:00

Präsentation über die Gesundheitskrise der jesidischen Binnenvertriebenen

Mr Azzadin Amin – Project Coordinator – Human Network

15:30

Abschiebungen und repressive Asylgesetze: Bedrohungen der jesidischen Diaspora-Gemeinschaft

Holger Geisler – Asylexperte

16:00

Fragerunde

Panel

16:45

Schlussbemerkungen

 

Diese Veranstaltung wird vom niederländischen Konsulat in Erbil unterstützt und ist eine gemeinsame Initiative der Active Citizenship Campaign.

Sie wird auf der FB-Seite von Wadi live gestreamt.