In unserem neuen Winter-Rundbrief stellen wir unter anderem die neuen Strukturen unseres Netzwerkes vor, informieren über die Active Citizenship Kampagne, die Folgen eines verheerenden Gesetzes im Irak.

Aus der Einleitung:
Wenn in Gesellschaften die Mehrheit der Bevölkerung jünger als dreißig Jahre alt ist und kaum eine oder gar keine lebenswerte Zukunft in den bestehenden Strukturen sieht und ihr Aufstieg und Partizipation verbaut scheint, kommt es früher oder später zu Unruhen oder gar Aufständen. Man muss eigentlich kein Länderexperte sein, um dies zu wissen. Da ähnelt sich die Situation in so unterschiedlichen Kontexten wie Nepal, Madagaskar oder Marokko. Aber auf der anderen Seite scheint auch nachvollziehbar, warum gerade in Europa solchen Entwicklungen so wenig Verständnis entgegen gebracht wird: Denn seit Langem zählen, mit Ausnahme Frankreichs, alle Länder der EU zu den so genannten Aging Societies: In Deutschland etwa beträgt das Durchschnittsalter 46,8 Jahre, im Irak dagegen 22,4. In Deutschland sind knapp ein Viertel inzwischen über 65 Jahre alt, im Irak keine 4%.
Kein Wunder, dass man deshalb in Europa sehnsüchtig zurückblickt, sich die „guten alte Zeiten“ zurückwünscht, während anderswo die Mehrheit nach vorne blickt, wie seit je her junge Menschen dies tun. Auch wenn inzwischen die Geburtenraten im Nahen Osten und Nordafrika drastisch sinken, alte, an der Großfamilie orientierte Strukturen sich auflösen und auch sonst Gesellschaften sich rasant verändern, sind (noch) die Meisten unter dreißig Jahre alt. Und was sie sehen, sind keine Versprechen einer besseren Zukunft, sondern ist dystopisch: Krieg, Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen, Verarmung und so gut wie keine Menschen in politischer Verantwortung, die willens oder in der Lage scheinen, daran etwas zu ändern wollen.
Arbeit, wie die von uns unterstützte, kann Veränderung im Großen nicht leisten, aber doch sehr wohl einiges bewirken. Dazu gehört auch, Strukturen an neue Entwicklungen anzupassen. Deshalb möchten wir Ihnen im Folgenden auch die Ergebnisse einer jahrelangen Transformation vorstellen, die wir vor Ort durchlaufen haben.
Zudem kommen zwei unserer Kolleginnen aus der Gen Z zu Wort. Auch unsere Umweltprojekte, über es ein kleines Update gibt, werden von jungen Frauen geleitet.
Viele dieser Kolleginnen wurden geboren, als es Wadi schon fast ein Jahrzehnt im Irak gab: Schließlich werden wir nächstes Jahr unser 35-jähriges Jubiläum feiern.
Das ist auch möglich dank Ihrer langjährigen Unterstützung, und wir hoffen, Sie halten uns auch weiter die Stange. Das ist in so schwierigen Zeiten besonders wichtig, denn auch uns betreffen die massiven Kürzungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.
Wir alle wünschen Ihnen geruhsame Feiertage und ein gutes und gesundes neues Jahr.
Thomas von der Osten-Sacken