Beschreibung des WADI-Projekts in einem jordanischen Dorf
Jordanien gilt als, im Vergleich etwa zu Ägypten, wohlhbendes Land.
Und wer auf dem internationalen Flughafen von Amman ankommt, wird sich kaum vorstellen können, wie ärmlich das Leben ein paar Kilometer weiter aussieht.
Hier liegt das Dorf Jizeh, in gewisser Hinsicht ist es repräsentativ für viele ländliche Siedlungen in Jordanien: eine Staubstraße, ein paar kleine Geschäfte und einstöckige Häuser, vor denen Hühner im Dreck scharren. Dieses Dorf entstand vor ca.15 Jahren, als die Beduinen der Bani Sachr seßhaft wurden. Die Älteren im Dorf zogen noch mit ihren Herden durch die unwirtliche östliche Wüste, die Jordanien vom Irak trennt. Die meisten Familien in Jizeh (zwischen 8-10 Personen, leben noch traditionell in einem einstöckigen Haus mit zwei Räumen. Landwirtschaft kann hier so gut wie nicht betriebn werden; der Boden ist trocken und unfruchtbar. „Früher“ erzählt uns ein Bewohner, „gab es Arbeit beim Bau des Flughafens, doch damit ist es jetzt Vorbei. Im vergangegen Jahr wurde die Putzkolonne von einer ausländischen Firma übernommen, die Pakistanis beschäftigt, deren Arbeitskraft billiger ist.“ Jetzt sind fast alle Familien von der geringen staatlichen Hilfe abhängig.
In Folge des Golfkrieges ist die jordanische Wirtschaft fast völlig zusammengebrochen; von einem Tag auf den anderen fiel durch das Wirtschaftsembargo gegen den Irak Jordaniens wichtigster Handelspartner weg. Das spüren auch die Männer im Dorf, Ihre, meist unqualifizierte Arbeitskraft ist nicht mehr gefragt. Seit zwei Jahren ist die Arbeitslosenquote in Jordanien auf ca. 25% hochgeschnellt. So hat sich die eh schon schlimme Situation für diese Beduinen noch weiter verschlechtert.
Einige Familien weigern sich, die Mitarbeiter von WADI zu empfangen,; sie wollen nicht, daß Europäer sehen, in welch ärmlichen Verhältnissen sie leben Überhauft stehen die in traditionellen Verhältnissen lebenden Beduinen Fremden mißtrauisch gegnüber. Das spüren auch die Mitarbeiter einer jordanischen Hilfsorganisation, die begonnen hat kleine „Hilfe zur Selbsthilfe-Projekte“ mit den Bewohnern durchzuführen.Diese Organisation, die „Community Centers „, gegründet von Mitgliedern der soziologischen Fakultät Amman, har es sich zum Ziel gesetzt, armen Familien in Amman und der Umgebung zu helfen. In freiwilliger Arbeit werden in unterentwickelten Stadtteilen und Dörfern Sozialzentren errichtet, in denen dann Ausbildungskurse an Näh-, Schreib-und strickmaschinen angeboten, Alphabetisierungskampagnen durchgeführt werden und ein Kindergarten eingerichtet wird. Vor kurzem wurde auch in Jizeh ein solches Zentrum eingerichtet, doch fehlt es an Geld für die Ausstattung, bis jetzt wird im Schichtdienst an einer alten Singer-Nähmaschine gelehrt. Um effektiv arbeite zu können, werden mindestens fünf weitere Maschinen Benötigt. Nach 4-monatiger Ausbildung erhalten die Frauen ein Zertifikat, mit dem sie- wenn sie Glück haben- Arbeit finden können. Doch auch sonst ist diese ausbildung sinnvoll, denn nun können die Frauen Kleidung für sich und ihre Familien selber nähen und müssen das karge Monatsgehalt von ca. 80 JD nicht für tezre Kleidung ausgeben. Anders als viele andere Zentren bezwecken die Community Centers noch etwas anderes: Besonders Frauen leiden unter der extrem partiarchalischen Gesellschaft in Süd-Jordanien. Jede Fähigkeit, die sie erwerben, stärkt ihre Stellung in dem von Männern beherrschten Familien- und Stammesverband. Auch verlassen die Frauenfür einige Stunden ihr Haus und können zusammenfinedn ; Zeit für Aufklärungsarbeit. Nach einiger Zeit können so heikle Themen wie Familienplanung angesprochenwerden. (Jordanien hat mit Kenia die höchste Zuwachsrate der Welt.) Auch politische Aufklärung ist möglich. Im Augenblick ist dem Mitarbeitern der Community Centers besonders wichtig über religiöse Fragen zu sprechen. Denn wie überall im Nahen Osten erstarken auch in Jordanien die reaktionären islamischen Fundamentalisten. Entwicklungsarbeit ist für die Organisation zum Beispiel auch die Frauen über ihre im Koran verbrämten Rechte zu informieren, ihnen zu erklären, daß es zum Beispiel keinen Verschleierungszwang gibt.
Neben Schreib,-Näh- und Strickkursen haben sich die Frauen im Dorf einen Lehrgang für Friseuse gewünscht. Für das Community Center und uns ein erstes Anzeichen, das die Arbeit akzeptiert wird und die Frauen beginnen Initiative zu zeigen.
Doch für alles fehlt das Geld, obwohl eine Ausbilderin pro Monat nur umgerechnet 150 DM kosten würde. Auch Strickmaschinen zu 700 DM und Nähmaschinen zu 250 DM; werden dringend gebraucht. Kürzlich wurde im Dorf eine Webkooperative gegründet, die den Frauen ein zusätzliches Einkommen im Heimarbeit ermöglicht. Daneben sticken einige Frauen in Handarbeit Kissen, die über WADI für 70 DM zu beziehen sind. und für die jeweilige Familie eine wichtige Einkommensquelle darstellen.
Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Spende dieses engagierte Programm weiter auszubauen. Noch ist Jordanien kein Land, in dem akuter Hunger herrscht, doch die indirekten Folgen des Golfkrieges sind für das Land katastrophal( es mußte unter anderem 350000 Flüchtlinge palästinensische Herkunft aus Kuwait aufnehmen, bei einer Gesamtbevölkerung von 3,5 Mio!) Sie können im kleinen helfen, daß Jordanien auch in Zukunft nicht als „Hungerland“ in die Schlagzeilen gerät, sondern sich weiter als eines der fortschrittlichsten Länder in dieser von Krieg und Diktaturen geschüttelten Region entwickelt!