Viel Leid durch Polygamie im Nordirak

Unsere Mitarbeiterin Kurdistan Rasul betreut die Programme von Wadi gegen Genitalverstümmelung und häusliche Gewalt in Arbil. Immer wieder wird sie bei ihrer Arbeit auf die verheerenden Folgen von Polygamie angesprochen, die zwar eigentlich in Irakisch-Kurdistan per Gesetz verboten ist, de facto aber noch immer praktiziert wird. Sie schreibt:

Kurdische Frauen sind Opfer der allgegenwärtigen Unwissenheit. Frauen werden nicht als Gleiche anerkannt, sondern als Sklaven gesehen, die nur dazu da sind, den Männern Freude zu bereiten. Männer nehmen sich zwei oder drei Frauen, und die, die es sich finanziell nicht leisten können, träumen davon, dass sie es eines Tages doch können.

Die Mitarbeiterinnen von Wadi haben in den Dörfern kaum Leute getroffen, die die Ehe als Bund zwischen zwei sich liebenden oder sich zumindest respektierenden Menschen verstehen, die ihre Kinder gemeinsam aufziehen. Selbst uralte Männer reden grinsend über eine zweite Frau. Diese Einstellungen verletzen Frauen sehr. Sie bekommen den Eindruck, dass ihr einziger Daseinszweck darin besteht, den Männern zu gefallen und dann nach Gebrauch fallen gelassen zu werden. Die meisten Frauen leben mit der ständigen Angst, dass ihre Männer noch eine Frau heiraten könnten, deshalb hüten sie sich davor, etwas anderes zu tun außer gehorsam zu arbeiten und viele Kinder zu bekommen. All die Demütigungen ihres Mannes schlucken sie klaglos herunter.

Wenn diese Frauen von Gleichberechtigung und Frauenrechten hören, sind sie regelrecht schockiert, weil sie finden, dass sie das nicht verdienen. Ihr Selbstwertgefühl ist so gering, dass sie das nicht annehmen können. Das ist eine zusätzliche Schwierigkeit im Kampf um ihre Rechte.

So viele Frauen leiden unter den ungezügelten Trieben der Männer. Sie müssen nachts darauf warten, dass ihr Mann zu ihnen kommt, nachdem er sich mit den anderen Frauen vergnügt hat. Diese Gewalt nimmt immer mehr zu. Es gibt eine Gruppe von Mullahs, die Mädchen für 100.000 Dinar (ungefähr 70 Euro) an Männer verheiraten. Unsere Mitarbeiterinnen haben Informationen über diese Gruppe gesammelt und an das Direktorat für Gewalt gegen Frauen übergeben.

Diese Menschen haben wir in den Dörfern um Erbil getroffen:

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Das ist ein Mann, der sein Geld damit verdient, dass er Gebete und Flüche ausspricht. Er hat vier Frauen.

 

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Jeder dieser drei Männer hat drei Frauen

 

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Das sind Mutter und Tochter. Von beiden haben die Ehemänner vier Frauen.

 

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Diese beiden Frauen sind Ehefrauen des gleichen Mannes. Der Mann hat noch zwei weitere Frauen. Zwischen den Frauen bestehen riesige Altersunterschiede.

 

p8_Diese Frau hat ihrem Mann eine arabische Frau besorgt, weil er ihr sehr auf die Nerven gegangen ist. Seine zweite Frau hat er dann besser behandelt. Jetzt hat er vier Frauen.