Inhalt:
- Ein Interview mit Salam Omer von unserer Partnerorganisation Kirkuk Now
- Flüchtlinge in Lesvos erzählen ihre Geschichten
- Workshops über Verschwörungstheorien mit Flüchtlingen in Deutschland
- Die neue Umweltkamapagne von unseren Partnern in Halabja
- Die Kampagne gegen FGM kann neue Erfolge vermelden
Auszug aus der Einleitung:
„Fanatische Anhänger hat die Kultur nicht besonders viele; am ehesten mögen sie unter Religionsvertretern und älteren Jahrgängen, die sich Ruf und Stellung im System mühsam erworben haben, zu finden sein. Die meisten Menschen dagegen sehen und beklagen die großen Probleme einer traditionellen Gesellschaft: Vor allem die Gewalt nennen sie, das Leid der Frauen und auch den Hass und die Tyrannei in den Familien.
Das unter diesen Bedingungen verfestigte System, in dem ›Ehre‹ vor ›Schande‹, ›Treue‹ vor ›Verrat‹ gewaltsam verteidigt werden, wird immer öfter in Frage gestellt. Jede gemeinsame Diskussion und jedes individuelle Nachdenken über Kinderrechte und Frauenrechte stellt die Grundfesten einer solchen Gesellschaft in Frage.
Zwar stehen Rechte ›nur‹ auf dem Papier und sind in einem Land wie dem Irak nicht viel mehr als hehre Ansprüche. Doch es lässt sich auf sie verweisen und so bleiben sie ständiger Dorn im Fleische der tristen gegenwärtigen Zustände. Selbst in entlegenen Dörfern und sehr traditionellen Gegenden ist es möglich, Gespräche über Frauen- und Kinderrechte zu führen. Unsere Kolleginnen stoßen dabei auf großes Interesse – auch bei Männern. Ein nur scheinbarer Widerspruch, denn das traditionelle, patriarchale System ist eben keine totalitäre Ideologie. Diese Verhältnisse sind kulturell reproduziert, doch geraten sie längst in Konflikt mit anderen Werten und ihr Sinn erschließt sich vielen nicht mehr
Hier besteht viel Gesprächs- und Handlungsbedarf, auch wenn dabei die vermeintlich natur- oder gottgegebene ›Kultur‹ in Frage gestellt werden muss. Dabei geht es auch darum, die eigene ›Tradition‹ anders zu bewerten, mit anderen Idealen zu besetzen, als dies bislang häufig der Fall war. Wadi arbeitet auch deshalb mit ehemaligen Peshmerga zusammen, die sich heute öffentlich für Frauen- und Kinderrechte einsetzen. Ihr Kampf, so das Credo, galt der Freiheit vor Unterdrückung und Gewalt, nicht der Fortführung der Gewalt unter anderen Vorzeichen. Sie stehen für eine andere ›Tradition‹, die ohne Gewaltverhältnisse auskommt.
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Denn Gewalt macht Menschen zu Objekten. Individuelle Rechte hingegen dienen dazu, das Subjekt vor der Gewalt zu schützen – und vor einer Gesellschaft, die es als Objekt behandeln möchte. Vielleicht ist es so gesehen sogar ganz gut, wenn nicht mehr ständig vom sog. ›arabischen Frühling‹ die Rede ist. Der Begriff selbst will schon zuviel, weil er den Aufbruch einer ganzen Region beschreibt, die i.ü. nur auch, aber nicht exklusiv ›arabisch‹ ist.
Die konkrete Auseinandersetzung um die Rechte von Menschen, die vor Ort in so vielen unterschiedlichen Formen ausgetragen wird, wird von diesem Begriff kaum repräsentiert. Statt um den großen regionalgeschichtlichen Aufbruch sollte es darum gehen, dort, wo Menschen ihren Subjektstatus verteidigen, sie zu unterstützen. Das schließt den unbedingten Einsatz für ein gewaltloses Miteinander ein – in der Familie wie der Gesellschaft en gros.
Wadi setzt sich seit mehr als 25 Jahren dafür ein – mit Erfolg, wie die neusten Entwicklungen rund um die Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung in Irakisch-Kurdistan zeigen. Hierüber und über weitere Programme möchten wir Sie in diesem Rundbrief informieren, als Nachweis unserer Tätigkeit und in der Hoffnung, weiter Ihre Unterstützung zu finden.
Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage“
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