Frauenschutzhäuser: Ein wichtiger Schritt

Frauen mit sozialen und familiären Sorgen oder solche, die unter psychischen Problemen leiden, können in der irakisch-kurdischen Gesellschaft bislang noch auf wenig Unterstützung hoffen. Es ist ein generelles Problem patriarchaler Gesellschaften wie im Nahen Osten. Die Einführung und Einrichtung von Frauenschutzhäusern oder „Women Shelters“ stellt einen wichtigen – und dort oft nicht unumstrittenen – Schritt im Kampf für die Gleichstellung von Frauen dar. Zwei der von WADI gegründeten Frauenhäuser in Irakisch-Kurdistan arbeiten mittlerweile unter Regie der Behörden. Ein neues „Shelter Watch“-Projekt sorgt nun für das Monitoring der Einrichtungen.

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Die Gründe für Frauen, sich in Kurdistan in ein Frauenhaus zu flüchten, können diegleichen sein wie in anderen Ländern oder auf anderen Kontinenten. Doch gibt es auch für die Region spezifische Gründe; Streit und Gewalt in der Familie gehören dazu, aber auch Zwangsverheiratungen oder die Bedrohung durch sog. „Ehrenmorde“. Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen – innerhalb wie außerhalb der Familie – ist erschreckend. Frauen, die misshandelt wurden, werden in der Regel zudem nicht als Opfer, sondern als Schuldige betrachtet. Hilfsangebote existieren zwar mittlerweile in Ansätzen, Frauen und Mädchen verharren aber aufgrund der gesellschaftlichen Ächtung meist selbst dann in ihren Familien, wenn dort ein Leben ohne Gewalt und Angst nicht mehr möglich ist.

WADI hat nach der Unterstützung eines ersten bahnbrechenden arabischen Frauenschutzhauses in Israel die Einrichtung von entsprechenden Häusern in Irakisch-Kurdistan iniziiert. Dazu gehört das Nawa Centre in Suleymania mit seinen 18 Plätzen für Frauen, das 1999 eröffnet wurde. Als erste Anlaufstelle bietet es soziale, rechtliche und psychologische Beratung für traumatisierte, misshandelte oder sexuell missbrauchte Frauen an. Es vermittelt zwischen den Frauen und ihren Familien und ermöglicht die kurzzeitige Unterbringung für Frauen. Über eine Telefon-Hotline können die Frauen ersten Kontakt aufnehmen.

Nach diesem Vorbild eröffnete das „Khanzad Home“ in Erbil, das als „NAWA Erbil“ 2004 dem Ministerium für Soziales übergeben wurde. Das Haus in Suleymania läuft bereits seit 2001 als Einrichtung unter der Verantwortung der Regionalregierung weiter. Ein 2004 gestartetes weiteres Krisenzentrum für Frauen in Mosul musste leider aufgrund der angespannten Sicherheitslage dort und speziell der Bedrohung durch Islamisten wieder geschlossen werden.

Um die mit dem Ministerium vereinbarten Standards und die Qualität der Einrichtungen nachhaltig zu überprüfen, hat die von WADI unterstützte Frauenrechtsgruppe WOLA mittlerweile ein „Shelter Watch“-Projekt ins Leben gerufen. Die Gesellschaft in Irakisch-Kurdistan braucht für ihre Entwicklung gut funktionierende Krisenzentren und Frauenschutzhäuser!