Liebe Freunde und Unterstützer von Wadi,
bis jetzt war 2019 ein turbulentes Jahr, in dem junge Menschen auf der ganzen Welt von ihren Regierungen forderten, Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen. Die Sorge über die rasche Veränderung des Klimas wird auch von Menschen im Nahen Osten geteilt. Daher freut es uns sehr, die „Green City Halabja“-Kampagne vorzustellen zu dürfen: Im Februar 2019 verkündete unsere Partnerorganisation „NWE“ in einer Pressekonferenz gegenüber lokalen Medien den Beginn einer Kampagne, deren erklärtes Ziel die Ersetzung von Plastiktüten durch wiederverwendbare Baumwolltaschen in Halabja ist. Das Programm reagiert damit auf die Dringlichkeit des Klimawandels, der sich in der Umgebung von Halabja unmittelbar zeigt.
Erste Zeichen der Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort sind das Anlegen von Parks und Grünflächen, Recycling, sowie das Anpflanzen von Blumen und Bäumen in der Hoffnung, dass diese umgehend positive Auswirkungen auf die Menschen haben werden. Zudem wurde auf die schädlichen Folgen von Einweg-Plastiktüten für die Umwelt wurden hingewiesen. Hunderte von wiederverwendbaren Baumwolltaschen mit dem Kampagnenlogo werden zukünftig kostenlos unter der Bevölkerung und in Geschäften verteilt.
Halabja hofft, die erste Plastiktütenfreie Stadt im Irak zu werden und damit zu zeigen, dass kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können. Mehr Informationen über die täglichen Fortschritte der Kampagne finden Sie hier.
Während die letzten Territorien des Islamischen Staates befreit werden, versuchen hunderte ezidische Frauen, die sich seit den Angriffen auf das Sinjar-Gebirge im Jahr 2014 in Gefangenschaft befanden und dabei täglich missbraucht bzw. in sexuelle Sklaverei verkauft wurden, nach Irakisch-Kurdistan zurückzukehren. Viele dieser Frauen mussten wurden in der Gefangenschaft Mütter in Folge systematischer Vergewaltigungen durch IS-Kämpfern. Vergewaltigung stellt in der ezidischen Gesellschaft ein schambesetztes Tabu dar und wurde deshalb auch als Kriegswaffe zur Erniedrigung dieser Frauen eingesetzt. Nun stellt sich die Frage, was mit diesen Kindern geschehen wird.
Bis jetzt wurden die Kinder der Obhut ihrer Mütter entrissen und in Waisenhäuser gebracht, da sie nach irakischem und islamischem Recht nicht als Eziden, sondern als Muslime gelten. Zudem wird von einer ezidischen Frau erwartet, dass sie ihr Kind islamisch erzieht, was für die bedrohte ezidische Gesellschaft verständlicherweise ein Problem darstellt.
Wadi versucht dieses Problem gemeinsam mit seinen ezidischen Mitarbeiterinnen behutsam zu lösen. Die ezidischen Frauen und Kinder sollten nicht auch noch für die Greueltaten des Islamischen Staats bestraft werden. Wir wollen einen Zufluchtsort schaffen, an dem ezidische Frauen mit ihren Kindern für einige Monate bleiben können. Dort würden sie Beratungs- und Therapieangebote, soziale Unterstützung, Nahrungsmittel und Unterschlupf erhalten. Ebenso soll ihnen die Möglichkeit eröffnet werden, über ihre Zukunft nachzudenken und selbst zu entscheiden, ob sie ihr Kind behalten möchten. Falls sie sich dafür entscheiden, ist dies ihr legitimes Recht, wofür sie die notwendige Unterstützung erhalten sollten. Wenn sie sich dagegen entscheiden, müssen transparente Adoptionsverfahren entwickelt werden, um die Kinder nicht in Waisenhäusern zurücklassen zu müssen. Ezidinnen, die nicht mehr länger in ihren Communities leben möchten, soll Asyl in Ländern gewährt werden, in denen sie therapeutische Angebote in Anspruch nehmen und sich ein neues Leben aufbauen können.
Mit der Unterstützung des Bundeslands ist in Baden-Württemberg bereits 1100 Ezidinnen die Möglichkeit gegeben, sich zu rehabilitieren. Es wird momentan überlegt, ob und wie diese Unterstützung weiter ausgeweitet werden kann. Wenn Sie diese ezidischen Frauen unterstützen möchten, spenden Sie bitte hier.
In Europa bemüht sich Wadi indessen weiterhin auf Auswirkungen und Folgen weiblicher genitalverstümmelung (FGM) aufmerksam zu machen. Wadi nahm dabei an der Konferenz „Preventing FGM in hard to reach communities“ am 26. April 2019 in Brüssel teil, die von dem „End FGM European Network“ und „GAMS Belgique“ organisiert wurde. Die Konferenz bot für Expertinnen und Experten für FGM, NGOs und Gesundheitsbeauftragte aus ganz Europa die Möglichkeit, Erfolge und Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von FGM zu thematisieren. Der Fokus auf FGM, der sich in den Diaspora-Communities aus dem Nahen Osten und Asien neuerdings beobachten lässt, ist dabei ein ermutigendes Zeichen. Isis Elgibali präsentierte die erfolgreichen Strategien Wadis zur Verringerung der FGM-Raten in Irakisch-Kurdistan, verwies auf die asiatischen Communities, in denen FGM weit verbreitet ist, und warb dafür, dass weibliche Genitalverstümmelung nicht als kulturelle oder religiöse Praxis verharmlost wird.
Zuletzt lohnt sich ein Blick nach Griechenland, wo immer noch tausende Flüchtlinge in Lagern festgehalten werden. Die Lebensbedingungen in den so genannten Hot-Spots auf den griechischen Inseln sind untragbar und grausammenschenunwürdig. Wir unterstützen die lokale griechische Organisation Stand by me Lesvos, die Englisch- und Griechischkurse für weibliche Flüchtlinge, einen m berüchtigten Moria-Camp und Erlebnisangebote für Kinder anbietet. Nach über 30 Jahren Erfahrung in diesem Feld arbeitet Wadi daran, lokalen NGOs das nötige Wissen zu vermitteln, um ebensolche Projekte durch- und weiterzuführen.
Jedes dieser Projekte benötigt Unterstützung. Wir bitten Sie deshalb freundlich, uns mit auch weiterhin mit Ihren Spenden zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen,
Isis Elgibali