Von Thomas von der Osten-Sacken, Mena-Watch, 28.10.206
Ho! a cup, and fill it up, and tell me it is wine,
For never will I drink in shade if I can drink in shine.
Curst and poor is every hour that sober I must go,
But rich am I whene’er well drunk I stagger to and fro.
Speak, for shame, the loved one’s name, let vain disguises fall;
Good for naught are pleasures hid behind a curtain-wall.
„Love and Wine“ von Abu Nuwas (756–814)
Mit der Mehrheit der Stimmen schiitischer Parteien verabschiedete das irakische Parlament kürzlich ein Gesetz, das fortan Produktion und Vertrieb alkoholischer Getränke unter Strafe stellen wird. Kein Alkohol mehr im Irak? Das wird natürlich niemals funktionieren, im ganzen Nahen Osten sind Irakis als schwere Trinker bekannt, in den Straßen Bagdads oder Basras habe ich in den frühen 90er Jahren so manche Alkoholleiche auf der Straße schnarchen gesehen und eine klassische irakische Einladung zum Abendessen bestand darin, dass man die ersten vier Stunden auf nüchternen Magen soff und soff und dann gegen Mitternacht erst mengenweise Essen serviert wurde. Irak ohne Alkohol geht nicht. Alkohol und Valium waren auch die wenigen Möglichkeiten, die den Menschen unter Saddam Hussein blieben, der ganzen Malaise wenigstens für ein paar Stunden zu entfliehen.
Kein Wunder also, dass die kurdische Autonomieregion umgehend erklärte, für sie gelte dieses Verbot nicht und das irakische Parlament möge sich doch bitte um dringendere Angelegenheiten kümmern.
Aber geht es wirklich um die Durchsetzung hehrer islamischer Werte ganz nach dem Vorbild der Islamischen Republik Iran, die bei diesem Gesetz ganz sicher Pate gestanden hat? Zeigt das Gesetz nur die weiter voranschreitende Islamisierung der irakischen Gesellschaft? Ein irakischer Parlamentarier jedenfalls meldet da Zweifel an:
„An Iraqi MP revealed the reasons behind banning alcohol in Iraq, saying that opium poppy plant is being grown in the southern Iraq and the Shi’ite factions have prohibited alcohol in order to increase trading with the drugs made from the opium poppy.
In a press conference in the Iraqi parliament building on Wednesday, Faiq al-Sheikh Ali, the Iraqi MP and leader of People’s Party, revealed that there are a large number of gambling dens and brothels in Iraq which are run and protected by the Shi’ite militias. He noted that the militias of the Shi’ite factions earn $2 million daily from this business, using it for purchasing weapons and funding their election campaigns.
Ali claimed that the Islamic Shi’ite factions who are attaining a large amount of money from those illegal and immoral sources are the ones who have created such a choatic situation in Iraq, and now ‚these factions are banning alcohol because they are growing opium poppy in the south of Iraq and importing drugs from Iran.‘“
Ganz Unrecht hat der Mann sicher nicht. In kaum einem anderen Land der Welt wird so viel Opium konsumiert wie im Iran, ja die Regierung in Teheran muss inzwischen offen zugeben, dass sie mit einem gewaltigen Drogenproblem zu kämpfen hat. Unzählige Razzien, eine wachsende Zahl von Exekutionen – nichts hilft. Was dem Iraki der Arrak war und ist, um die unerträgliche Lage in seinem Land wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen, ist dem Iraner das Opium. Über sechs Millionen Iraner sollen inzwischen schwerst abhängig sein.