Die Einrichtung und Unterstützung von Frauenzentren gehört seit Anfang an zum Programm von WADI. In Irakisch-Kurdistan half WADI, drei solcher „Women’s Center“ zu eröffnen. Seit 2004 bietet das Zentrum in Halabja Frauen – in einem ansonsten nur Männern vorbehaltenen öffentlichen Raum – einen Anlaufpunkt außerhalb der eigenen vier Wände.
Das Angebot für die Frauen richtet sich jeweils nach den lokalen Bedingungen und Ressourcen. Das Frauenzentrum in Halabja stellt einen Ankerpunkt für vielfältige Aktivitäten dar, seien es Unterricht, Vorträge über weibliche Genitalverstümmelung, Information über „Frauenrechte“, Computer-, Gesundheits- oder Nähkurse – auch die populären Friseurkurse gehören dazu. Im Frauenzentrum Halabja ist das wohl erste Frauencafé des Irak entstanden.
„Von Mitarbeitern zu Partner“:
Wadi verfolgt die Strategie, die Eigenständigkeit von Projekten und lokalen Mitarbeiter_innen gezielt zu unterstützen. Die Projekte in Halabja sind dafür nur ein Beispiel. In den ersten Jahren betreute WADI das Frauenzentrum, seit 2013 ist es Teil des Programms der lokalen NGO NWE.
Halabja erlangte durch den Gasangriff der irakischen Armee Ende der achtziger Jahre traurige Berühmtheit erlangte. Aber damit war das Leid in der Region noch nicht ausgestanden. Nach der Rückkehr der Flüchtlinge und dem Rückzug der irakischen Armee setzten sich in den neunziger Jahren in Halabja und dem umgebenden Berggebiet fundamentalistische Gruppen fest. Sie errichteten eine islamistische Herrschaft und drangsalierten bis 2003 die Bevölkerung. Die Durchsetzung der islamistischen Normen betraf die Frauen besonders hart – fehlende Schulbildung für Mädchen und die völlige Verdrängung der Frauen aus der Öffentlichkeit gehörten zu den Folgen. Unter der Erblast der jahrelangen Fundamentalistenherrschaft leiden die Frauen in Halabja auch heute noch.
Das „Women’s Center“ bricht diese Strukturen auf, in dem es Frauen einen eigenen öffentlichen Raum mit vielfältigen Bildungsangeboten gibt. In dem Zentrum befindet sich eine Bibliothek, Computerräume und ein kleiner Verkaufsraum für Handarbeiten.
Im Sommer nutzen bis zu 200 Frauen am Tag das Zentrum, im Winter ist die Nachfrage generell geringer. Das gilt für alle Zentren. Ein Teil der Räume wird nachmittags für die Alphabetisierungs- und Schulkurse erwachsener Frauen genutzt. Die Computerkurse besuchen neben Mädchen auch viele Frauen, die eine Stelle in der Verwaltung haben. Computerkenntnisse werden auch im Irak beruflich zunehmend wichtiger.
Vorträge und Kurse des Zentrums behandeln Themen wie Gesundheits- und Erzierhungsberatung, juristische Fragen, FGM/Genitalverstümmelung oder Gewalt gegen Frauen. Außerdem können Frauen individuell sozialpsychologische Beratung in Anspruch nehmen.
Vorträge und Kurse des Zentrums behandeln Themen wie Gesundheits- und Erziehungsberatung, juristische Fragen, FGM/Genitalverstümmelung oder Gewalt gegen Frauen.
Dass über schwierige Themen offen geredet wird, ist für viele Besucherinnen nicht selbstverständlich. Die Verantwortlichen der Programmplanung berichten, dass viele Frauen äußern, sich „machtlos“ gegenüber der „Männerwelt“ zu fühlen. Die Diskussionen hierüber tragen letztlich zum Entstehen einer demokratischen Kultur und zu einer Veränderung der Verhältnisse bei. Die Diskussionen tragen die Frauen auch in die Außenwelt. Einmal wöchentlich produziert das Zentrum die Sendung „Huma“ für das Radio „Dange Nwe“.
Nicht zuletzt ist das Zentrum auch ein Ort, der Spaß machen soll. Das Team organisiert regelmäßig Feste und Picknicks, wo sich die Frauen in entspannter Atmosphäre austauschen können.
Seit Früjahr 2013 ist das Radio zusammen mit dem Frauenzentrum als eigene lokale NGO Halabja Nwe registriert und erhielt nun auch Unterstützung von der kurdischen Regionalregierung. Seit dem Sommer 2014 betreuet und unterstützt NWE hunderte von syrischen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen aus dem Zentralirak.