Wadi Jahresbericht 2017

Im Jahr 2017 verschlechterte sich die Sozial- und Sicherheitslage im Nordirak weiterhin, sodass sich Wadi einer Fülle von Aufgaben und Herausforderungen gegenübergestellt sah. Nichtsdestotrotz blieb der Zusammenhalt im Team sehr hoch und alle Kolleginnen und Kollegen arbeiteten gemeinsam an der Verbesserung der Situation.

Wadi führte seine Aufklärungskampagnen über weibliche Genitalverstümmelung (FGM) und andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt fort, womit abermals tausende Menschen erreicht werden konnten. Zudem wurde ein umfassendes Programm zur Unterstützung von Frauen in Not geschaffen sowie für Gefängnisinsassinnen, denen ihre sozialen und legalen Rechte vorenthalten werden.

Hinsichtlich unabhängiger Medien weitete Wadi seine Aktivitäten insofern aus, als der Pressekanal KirkukNow integriert wurde, der vor allem parteiunabhängige Berichte aus erster Hand in vier Sprachen aus den sogenannten umstrittenen Gebieten produziert und veröffentlicht. In Kooperation mit dem in Dohuk ansässigen Jinda-Zentrum, das 2015 von Wadi eröffnet wurde und dann eine unabhängige lokale Einrichtung wurde, setzte Wadi darüber hinaus die Nothilfe für traumatisierte ezidische Mädchen und Frauen, die aus der Versklavung durch den IS zurückkehren konnten, fort.

In Folge der wirtschaftlichen Probleme, der beschränkten Rechtsstaatlichkeit sowie der wachsenden Instabilität erhöhte sich im Jahr 2017 im Nordirak auch das Ausmaß an Gewalt insbesondere gegen Frauen und Kinder. Als Reaktion auf diese beunruhigenden Entwicklungen startete Wadi im November daher seine “Kampagne für Gewaltlosigkeit”. Der primäre Fokus liegt dabei auf der Gewalt von Lehrern gegen Kinder an Schulen. Fünf Schulen erklärten sich im Zuge der Kampagne bereits als “gewaltfrei” – damit ist das Versprechen gemeint, laut welchem Kinder an der jeweiligen Schule weder körperlicher noch anderer Gewalt vonseiten der Lehrer ausgesetzt sein sollen.

In Deutschland setzte Wadi das Projekt “Vom Flüchtling zum Bürger” um. Im Zuge dessen nahmen hunderte kürzlich nach Deutschland gekommene Flüchtlinge an Trainingsworkshops teil, wo sie lernten, an kommunalen Entscheidungsfindungsprozessen zu partizipieren und ihre Interessen im Rahmen etablierter demokratischer Prozesse in Deutschland zu vertreten.

Im April erhielt Wadi – als ermutigende Anerkennung des bisher Erreichten – den Roland-Berger-Preis für Menschenwürde “für seine langjährige und erfolgreiche Kampagne für die Menschenrechte und Autonomie irakischer Bürgerinnen und Bürger”. Eine Mitarbeiterin sowie ein Mitarbeiter aus dem Irak konnten den Preis in Berlin persönlich entgegennehmen.

Eine weitere Auszeichnung erhielt Wadi vom irakisch-kurdischen Ministerium für Gesundheit sowie von Heartland Alliance für die Bereitstellung psychosozialer Unterstützung für Flüchtlinge und Binnenvertriebene.

Das geistige Oberhaupt der Eziden, Baba Sheikh, ehrte Wadi zudem für den Einsatz für Ezidinnen und Eziden nach dem versuchten Genozid und den zahllosen Gräueltaten durch den sogenannten Islamischen Staat.

Die Gesamtanzahl der von Wadi 2017 direkt unterstützen Menschen liegt bei 9.104 Personen, fast ausschließlich Frauen und Kinder.

Wir schätzen die Anzahl der indirekt Begünstigten zudem auf 50.000 Menschen. Damit sind Radiohörerinnen- und hörer, die Leserschaft von KirkukNow, Familien in Städten und Dörfern, die von Wadi unterstützt wurden, sowie Familien gemeint, die medial über die Kampagne für Gewaltlosigkeit informiert wurden.

Download des gesamten Berichts.