Interview: Erdbebenkatastrophe; Helfen, aber wie?

Auch das Münchner Radio M95/5 befasste sich, wie so viele andere Medien dieser Tage auch, mit dem furchtbaren Erdbeben in Syrien und der Türkei. Dabei ging es auch um die Frage, wen man am besten unterstützt und dazu führte Dennis Safir ein Interview mit Wadi-Geschäftsführer Thomas v. der Osten-Sacken.

erb3

Das ganze Interview kann man hier nachhören, folgend einige Auszüge:

Dennis Safir: „Worüber sollte ich mich denn grundlegend vor einer Spende informieren, darüber habe ich mich mit dem Geschäftsführer der NGO Wadi, Thomas von der Osten-Ssacken gesprochen. Folgende Fragen solltest du Dir seiner Meinung nach vor einer Spende stellen:

Gibt es vernünftige Abrechnung? Gibt es Projektberichte und nachvollziehbare Rechenschaftsberichte, was gemacht wird vor Ort? Verfügt die Organisation über entweder ein Knowhow in dem Land oder den professionellen Hintergrund?

Geld allein reicht eben nicht. Wichtig ist, dass die Helferinnen auch vom Fach sind, denn ohne das nötige Wissen sind Hilfsorganisationen weder hilfreich noch organisiert.

Sowas findest Du über die Webseite der Hilfsorganisationen heraus. Wichtig ist, dass du dich nicht vom ersten Impuls leiten lässt. Häufig spielen Hilfsorganisationen mit Emotionen, die durch schockierende Bilder geweckt werden.

Dazu Thomas v. der Osten-Sacken: „Ich empfehle immer Leuten, wenn ich gefragt werde: Geht mit Eurer Spende verantwortungsvoll um! Lasst Euch nicht von den ersten Affekten überschwemmen. Dieses ‚Oh, ich muss jetzt was tun, weil da ist eine furchtbare Katastrophe‘ Nein, sondern schaut nach, guck auf deren Homepage, seid kritisch. Das ist letzlich ja in einer kapitalistischen Welt auch ein Produkt. Und wenn ich mir ein neues Mobiltelefon kaufe, informiere ich mich auch genau.“

DS: Wichtig ist also, kritisch zu bleiben und den Hintergrund Hilfsorganisationen zu recherchieren. (…) Wichtig ist auch, dass, wenn Lieferungen und Hilfen nicht ankommen, das oft nichts mit mangelnden Spendengeldern zu tun.In Wahrheit steckt dahinter ein logistisches Problem.

TvdO-S „Im Moment gibt es oft den Fehlschluss, der so geht: Man hört im Radio, in der Stadt XY sei noch keine Hilfe angekommen. Das aber ist meist ein logistisches Problem, kein Geldproblem. Aber man denkt, wenn ich jetzt hundert Euro Spende, dann kommt die Hilfe in der Stadt XY an, weil ich hab ja gerade im Radio gehört, dass da noch gar nichts angekommen ist. Man macht sich dabei nicht klar, was eigentlich für ein logistischer Apparat nötig ist, damit so etwas funktioniert.“

DS: „Also ich fasse noch einmal zusammen: Bevor Du spendest, solltest du folgende Dinge sicherstellen: Die Organisation legt erstens ihre Finanzen offen, informiert zweitens konkret über ihre Projekte und deren Fortschritt, drittens die Hilfskräfte sind ordentlich geschult und viertens die Organisation verfügt auch über die nötige logistische Infrastruktur und Know How vor Ort“.

Weiterführend zu diesem Thema auch der Vortrag „Irgend etwas mit Hilfsbusiness

saarvdo