Orte für Jugendliche. Raum für Selbstorganisation und Eigeninitiative. Platz für Computer oder eine Bibliothek. In der vernachlässigten Region des Balisantals, in Orten wie Goptapa und Garawana fördert WADI in Zusammenarbeit mit den Einwohnern die Einrichtung von Jugendzentren. All diese Dörfer wurden in den 80er Jahren von irakischen Truppen zerstört. Der Aufbau danach ging nur schleppend voran.
Im Januar 2010 war es soweit; das Jugendzentrum in Balisan, einem Hauptort des Balisantales, konnte eröffnet werden. Das alte Gebäude wurde von den Jugendlichen des Ortes selbst wieder hergerichtet, WADI unternahm die Ausstattung mit Computern und Büchern für die Bibliothek. Außerdem stellte Wadi die Materialien für die Instandsetzung des Gebäudes zur Verfügung, das Dorfbewohner ehrenamtlich renovierten.
In Xate, einem weiteren Dorf des Balisantals, gibt es bereits seit 2008 fünf Computer, damals wurden auch die ersten Kurse abgehalten, 2009 folgten die Kurse für Fortgeschrittene. Solche Angebote, die Raum für Jugendliche eröffnen, gehören zu den jugendbezogenen Kleinprojekten des Emergency Response Funds für die Balisanregion. Die Einrichtung von Jugendzentren gehört dabei zu den Grundpfeilern des Programms.
Die enge Kooperation und aktive Mitarbeit der Betroffenen – nicht zuletzt der Jugendlichen selbst – gehört dabei zu den Grundprinzipien. Sie sind es, die diese Projekte mit Leben erfüllen. Und es sind die Jugendlichen selbst, die ihren Anspruch auf selbstbestimmten Raum durchsetzen konnten! Dafür gibt es beeindruckende Beispiele – und auch für die Dynamik, die solche lokalen Initiativen entfalten können, wenn sie Unterstützung finden. Zum Beispiel in Goptapa: Der Ort liegt zwischen Suleymania und Kirkuk, etwa 67 Kilometer von Suleymania entfernt. Hier mietete eine Gruppe Jugendlicher ohne jedwede Unterstützung von außen ein kleines Haus an und eröffnete dort eine Bibliothek. Dann erst kontaktierten die jungen Leute WADI und baten um Unterstützung. WADI hat Bücher gekauft und z.B. einen Stromgenerator, eine Kamera, Bücherregale und Weiteres mehr zur Verfügung gestellt.
Die Jugendgruppe in Goptapa erhält nun immer Unterstützung aus der eigenen Community, das Jugendzentrum läuft mit dieser selbstgewonnen Unterstützung, WADI ist aber mit der Gruppe für den Erfahrungsaustausch und Beratung in Kontakt geblieben. Zu den Aktivitäten der Jugendlichen gehört mittlerweile auch die Aufzeichnung von Zeitzeugenberichten über die lokalen Giftgasangriffe – 23 Stunden oral history sind bereits dokumentiert.
Im Zuge ihrer Recherchen im Balisantal wurden die Mobilen Teams von WADI auf das abgelegene Akoyantal hingewiesen, das ebenfalls von Giftgasangriffen und den Zerstörungen der Anfal-Kampagne betroffen war. Hier, im wiederaufgebauten Garawanan, einem Ort mit rund 100 Familien, traf das Team auf ein paar Jugendliche, die unbedingt etwas unternehmen wollten. Ein leeres Haus war schnell gefunden, die Renovierung wurde selbst organisiert, WADI half mit Ausstattung; der erste Computerkurs war mit 40 Teilnehmern sozusagen überrannt.