Neues Umweltprojekt: Modelllandwirtschaft in einem kurdischem Dorf

In einem Dorf in der Nähe von Dohuk will ein junger Kurde, der aus Deutschland zurück gekehrt ist, mit verschiedenen Pilotprojekten Landwirtschaft effizienter, biologischer und nachhaltiger gestalten. Wadi unterstützt ihn dabei im Rahmen seiner Umweltkampagne.

Von Dominik Metzger, 10.05.2024

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Bild: Gewächshaus in Semel

Seit langem wird das Zusammenleben von Menschen, Pflanzen und Tieren vernachlässigt, was zu Agrarwüsten, Volkskrankheiten und ungünstigem, instabilem Klima führt. Letztendlich kann dies den Ausschlag geben, dass Menschen aus Existenzgründen aus ihren Heimatdörfern flüchten müssen. Diese Situation hat schwerwiegende Auswirkungen für alle und muss verbessert werden.

In den letzten Monaten ist in Semel, einem Dorf nahe Dohuks, ein Projekt gestartet worden, dessen Ziel es ist ein besseres Miteinander in einer dörflichen Gemeinschaft zu fördern. Es geht darum eine Umgebung zu schaffen, die von den Menschen nicht als aufgezwungen empfunden wird, die die Bewohner aber dabei unterstützt gemeinsam eine bessere Lebensgrundlage aufzubauen. In diesem Projekt engagieren sich eine Vielzahl an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein gemeinschaftlicher Bauernhof betrieben, in dem in einem holistischen Ansatz Tiere und Pflanzen so angebaut und gezüchtet werden, dass sie sich bestmöglich ergänzen. Es wird ohne den Einsatz von Pestiziden und Fungiziden gearbeitet und die Tiere werden hauptsächlich mit pflanzlichem Arzneimittel behandelt.

Alles wird naturbelassen umgesetzt und es wird danach gestrebt, Hand in Hand mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie. Im Irak sind bis zu 90% der Samen genmanipuliert, wodurch die Menschen gezwungen sind, jedes Jahr neue zu kaufen. Natürliche Samen können gesammelt und jedes Jahr erneut gezüchtet werden, wobei der Ertrag stets zuverlässig ist. Das Ziel ist es, ausschließlich natürliche Pflanzen und Tiere auf dem Bauernhof zu haben und sie dann unter den Menschen zu verbreiten.

Zusätzlich sind Kiefer- und Olivenbäume besorgt und im Dorf gepflanzt worden, um eine lebendige Umgebung zu schaffen. Außerdem ist ein energieeffizienterer und größerer Stromgenerator besorgt worden, der dazu beiträgt, die Lebensqualität der Dorfbewohner zu erhöhen, indem Kühlschränke, Heizungen und Ventilatoren aber auch andere elektronische Geräte zuverlässiger betrieben werden können.

Jetzt liegt der Fokus darauf den Bauernhof auszubauen, um ausreichend Platz für Tiere und Pflanzen zu schaffen, die die Gemeinschaft mit natürlichen Lebensmitteln versorgen können.

Dies ist der jüngste Bericht von Karzan Abdullah, der das Projekt betreut, aus Semel:

Auf unserem nachhaltigen Bauernhof haben wir ein lebendiges Ökosystem geschaffen, in dem wilde Bienen und unsere freilaufenden Hühner in Harmonie zusammenleben. Außerdem haben wir zwei effektive und natürliche Düngemittel hergestellt.

  1. Bienenprojekt: Die wilden Bienen haben sich in unseren Bienenkästen niedergelassen und bereichern die natürliche Bestäubung unserer Pflanzen. Diese nützlichen Insekten tragen zur Biodiversität bei und fördern die Erträge in unserem Garten.
  2. Kompost aus Hühnermist: Aus dem Mist unserer freilaufenden Hühner haben wir einen hochwertigen Kompost hergestellt. Dieses organische Düngemittel ist reich an Nährstoffen und verbessert die Bodenfruchtbarkeit, sodass unsere Pflanzen gesund und kräftig wachsen.
  3. Calciumsud aus Eierschalen: Aus den Eierschalen unserer freilaufenden Hühner haben wir ein reichhaltiges Calciumsud gewonnen. Es dient als wertvolle Quelle für Kalzium, das das Pflanzenwachstum fördert und zur Stärkung der Zellwände beiträgt.
  4. Brennnesselsud: Aus Brennnesseln und anderen Pflanzen aus unserem Garten haben wir ein biologisches Düngemittel hergestellt. Der Sud liefert wichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Kalium, fördert die Bodenfruchtbarkeit und stärkt die Abwehrkräfte der Pflanzen.

Durch diese Initiativen schaffen wir einen biologischen, nachhaltigen und kosteneffizienten Kreislauf auf unserem Hof. Mit unseren hausgemachten Düngemitteln pflegen wir den Garten auf nachhaltige, natürliche und effektive Weise.

Dieses Pilotprojekt ist bislang nur durch Privatspenden finanziert, umso wichtiger ist Ihre Unterstützung.