In einem Monat, am 16 März, wird man sich in Halabja an die Giftgasangriffe im Jahr 1988 auf ihre Stadt erinnern, denen damals mehr als 5000 Menschen zum Opfer fielen.



Seit Wadi 1993 begann, in Irakisch-Kurdistan zu arbeiten, haben wir unzählige Projekte in Halabja unterstützt und tun dies bis heute. Immer waren sie auch mit der Forderung an jede seitdem amtierende Bundesregierung verbunden, sich endlich zu entschuldigen, denn ohne deutsche Hilfe hätte dieses Gas von Saddam Husseins Regime nie hätte produziert werden können.
Dann kam der Krieg in Syrien und weitere Giftgasangriffe. Erneut kamen tausende zu Tode und nichts geschah … außer ein paar Reden über rote Linien und ein Abkommen mit dem syrischen Diktator, dass das Papier nicht wert war, auf dem es geschlossen wurde. Denn erst vor Monaten bombardierte die israelische Luftwaffe erfolgreich neue Produktionsstätten in Syrien.
Ein Jahr nach dem Massenmord an Zivilisten in den syrischen Ghoutas haben wir zusammen mit unserer syrischen Partnerorganisation Al Seeraj ein umfangreiches Dossier über Giftgas im Nahen Osten herausgegeben, an das wir noch einmal erinnern möchten, denn die Texte und Augenzeugenberichte, die wir damals, 2014, zusammen getragen haben, haben an Aktualität leider nichts eingebüßt.
Jedes Jahr unterstützen wir seit Jahren verschiedene Aktionen und wendeten und an die Öffentlichkeit. In einer Presserklärung aus dem Jahr 2016 schrieben wir:
„Über Jahrzehnte haben die Diktaturen im Vorderen Orient sich um den Besitz chemischer Kampfstoffe bemüht. C-Waffen gelten als »Atombombe der Armen«, weil sie vergleichsweise leicht und günstig herstellbar sind, aber zugleich eine ultimative Drohung gegen die Zivilbevölkerung anderer Staaten darstellen. In der Praxis wurden C-Waffen allerdings auch gerne gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt: In den 1980er Jahren im Irak, als das Regime Saddam Husseins in mehr als 60 nachgewiesenen Fällen kurdische Städte und Dörfer mit Chemiewaffen attackierte. Der größte und zugleich verheerendste Einsatz fand am 16. März 1988 in der irakisch-kurdischen Stadt Halabja statt.
Zum einen hatte sich herausgestellt, dass die sog. »Atombombe der Armen« vor allem eine ideale Waffe zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung ist. Chemische Kampfstoffe haben neben den entsetzlichen Folgen für die Betroffenen eine verheerende psychologische Wirkung. Sie sind leicht einsetzbar, lokal und zeitlich in Wirkung begrenzt, lassen die Infrastruktur unbeschadet und sind in Kriegsgebieten vergleichsweise schwer nachweisbar.
Zum anderen hatte sich gezeigt, dass der Einsatz von C-Waffen gegen die eigene Bevölkerung zwar international auf Ablehnung stößt, eine internationalrechtliche Ahndung und Bestrafung der Täter aber ausblieb. Im Gegenteil: Selbst als bereits längst glasklar war, dass in den staatlichen irakischen »Pestizidfabriken« Kampfstoffe produziert wurden, fand der Handel mit Rohstoffen und Infrastruktur zur Produktion von C-Waffen unbehindert weiter statt.“
Dieses Jahr unterstützt Wadi die Intensivierung der #GreenCityHalabja Kampagne, die Erinnerung verbindet mit konkreten Schritten für eine bessere Zukunft.
(„One Tree for Halabja and Another for Ghouta“; Gemeinsame Aktion von syrischen Flüchtlingen und Aktivist*innen in Halabja 2018)
Zusammen mit NWE, Shred Up und anderen Parteien arbeiten wir an einem umfangreichen Programm, das die Schaffung eines „Memorial Parks“, neuartige Konzepte für Recycling und andere Umweltschutzmaßnahmen mit einschließt und in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in Halabja umgesetzt wird.
Schon jetzt stößt dieser Ansatz auf große lokale Resonanz, vor wenigen Tagen berichtete VOA-Kurdisch ausführlich über das Projekt.
Begonnen hat Green City Halabja 2018 mit einem „Planting for Peace“-Event am 16. März. Daran soll nun angeknüpft werden und für die ganze Region ein Grünes Jahr erklärt werden.
Bitte unterstützten Sie diese wichtige Kampagne mit Ihrer Spende. Weiterführende Informationen finden Sie hier.
(Video: Eine Mitarbeiterin der Kampagne stellt das neue Recycling Projekt vor)