Workshops in Deutschland: Vom Flüchtling zum Bürger

Mit dem Projekt „Vom Flüchtling zum Bürger und zur Bürgerin“ setzt WADI in Deutschland die langjährige Erfahrung in der Vermittlung des Konzepts von „Citizenship“ in post-diktatorischen Gesellschaften um. In Workshops erproben wir Wege zur eigenen Interessenvertretung und Meinungsfindung – für Zugewanderte und Alteingesessene.

 

Scheidung

In Rollenspielen werden Fragen zu Geschlechter-Rollen diskutiert oder Umgang mit rassistischen Positionen erprobt.

Im Sommer 2015 fanden fast eine Million Menschen vor allem aus Syrien und dem Irak in Deutschland Zuflucht. In der Debatte um Integration der Flüchtlinge beobachteten wir bald, dass neben  funktionalistischen Ansätzen (Integration durch Arbeit), paternalistische Angebote mit kulturalistischen Zügen überwogen.

Den Flüchtlingen sollten Grundrechte und Demokratie „beigebracht werden“. Sie sollten lernen das Grundgesetz zu respektieren.

Diese Herangehensweise nimmt weder die Flüchtlinge noch die Demokratie ernst. Die Menschen, die nach Deutschland kamen, haben teilweise unter Einsatz ihres Lebens für Freiheit und Demokratie gekämpft. Einige von ihnen sind überzeugtere Demokraten als viele Menschen hier.

Im Rollenspiel Solidarität zeigen

Aber Demokratie ist nicht nur Theorie, die man beibringen kann. Sie ist Prozess und konkrete Erfahrung. Davon haben hier aufgewachsene Menschen tatsächlich mehr – häufig ohne, dass es ihnen bewusst ist: in der Schule, in der Familie oder WG, auf der Arbeit wird diskutiert und häufig werden auch Entscheidungen gemeinsam getroffen.

Durch unsere Arbeit im Nahen Osten wissen wir sehr gut, wie schwer sich Menschen tun, autoritäre und patriarchale Verhaltensmuster zu überwinden – genauso wie Gehorsam und Angst vor der eigenen Courage.

 

Das Unterrichtsmaterial „Vom Flüchtling zum Bürger“ kann bei Wadi bestellt werde.

Nicht die Vermittlung von Werten tut Not, sondern die konkrete Erfahrung des Konzepts des mündigen Bürgers: Sich seiner Interessen bewusst werden, selbst entscheiden, Verantwortung übernehmen und dabei mit anderen auf Augenhöhe arbeiten.

Das kann man nicht von oben vermitteln, sondern muss selbst erarbeitet werden. Darum beginnen unsere Workshops mit dem Aufstellen eigener Regeln und enden mit der Diskussion, was die Teilnehmenden in ihrem Nahumfeld ändern wollen und wie sie das konkret angehen können. Dazwischen erproben wir in Rollenspielen die Idee von Solidarität und Verantwortung. Wir vermitteln Basiswissen über kommunale Selbstverwaltung, Subsidiarität, Bürgerbewegungen und Migrantenorganisationen und motivieren zu Meinungsaustausch und Teambuilding.

Kursleiter Hussein Gher fragt, was die Flüchtlinge hier gern ändern würden.

Das Konzept dazu haben aus Syrien geflohene Demokratieaktivisten entwickelt. Sie leiten auch die Workshops.

Website „Vom Flüchtling zum Bürger