Der Halabja Memorial Trail

Mit dem Halabja Memorial Trail soll auf für die Region neuartige Weise an die Verbrechen des Saddam-Regimes erinnert werden.

Tafel am Friedhof von Halabja, Bild: Wadi e. V.

Am 14. März 2024 wird es in Halabja erneut eine Gedenkveranstaltung zum Giftgasangriff von 1988 geben. Gemeinsam werden die Stadtverwaltung von Halabja, unsere die lokale Organisation NWE und Wadi ein neues Erinnerungsprojekt vorstellen, das seit Jahren schon geplant ist und nun endlich in die Tat umgesetzt wird: Der Halabja Memorial Trail. Unterstützt vom Solidaritätsfond der Hans Böckler Stiftung und des Gerda-Weber Fond der VVN-BdA Bayern soll dieser markierte Weg durch die Stadt Erinnerung mit der Lebensrealität der Menschen vor Ort verbinden.

Der Memorial Trail führt durch die Straßen und Viertel der Stadt und erzählt dabei die unzähligen Geschichten derjenigen, die sie bewohnten, bevor die Stadt Opfer des Giftgasangriffs 1988 wurde und heute Jahrzehnte nach dem Wiederaufbau bewohnen. Startpunkt ist das Halabja-Denkmal, das den Opfern des Giftgasangriffs gewidmet ist. Von dort aus erstreckt sich der Weg durch die Innenstadt, den Friedhof, sowie des ehemaligen jüdischen Viertels.

Gedenktafel für die Toten des Giftgasangriffs, Bild: Wadi e. V.

Entlang des Trails informieren Tafeln mit Texten und Bildern über die Ereignisse am 16. März 1988 aber auch die verschiedensten Aspekte der Geschichte Halabja. Durch pädagogische Elemente werden das reiche Erbe und die künstlerischen Ausdrucksformen der Stadt hervorgehoben, um ein tieferes Verständnis und eine stärkere Bindung zur Vergangenheit zu schaffen.

Bereits seit Anfang Februar werden die ersten Tafeln aufgestellt. Bis zum Gedenktag sollen es fünf von insgesamt fünfzehn Infotafeln sein, die in diesem Jahr noch aufgestellt werden sollen.

Parallel entstand die Webseite „Halabja Trail“, auf der die Stationen in verschiedenen Sprachen erklärt werden und es für jede Tafel weitere Hintergrundinformationen gibt:

Dieses Projekt ist dabei Teil einer größeren Erinnerungskampagne in Südkurdistan. Einige NGOs und Einzelpersonen tun sich in den letzten Jahren zusammen um eine neue Form der Gedenkarbeit aufzubauen. Weg von einer Oberflächlichen hin zu einer partizipativen – von Hinterbliebenen geprägten – Erinnerung. In diesem Zusammenhang wird gerade an der Archivierung von Interviews und Objekten zur Anfal-Kampagne vor Ort gearbeitet. Diese sollen zu einem Museum zusammen gefasst werden. Zusammen mit überlebenden soll dabei eine Gedenkkultur geschaffen werden, die von ihnen gestaltet und bestimmt und nicht von oben aufgesetzt wird.

Aber auch in Europa soll erneut  an diesem Tag zu den Themen Halabja und Anfal erneut erinnert werden. Durch Gedenkveranstaltungen, Delegationen und Ausstellungen in Deutschland soll Aufmerksamkeit, Interesse und ernsthafte Anteilnahme entstehen.

Den Beginn macht eine Gedenkausstellung in Landshut am 16./17.03.24 im Haus International. Hier werden neben den Fakten zum Giftgasangriff auf Halabja am 16.03.1988 auch Gedichte und Interviews von Hinterbliebenen und Überlebenden gezeigt.

Auch in diesem Jahr soll der Austausch zwischen den Menschen in Kurdistan und in Europa, die Gedenkarbeit machen verstärkt werden. In einem ersten Schritt wird unter anderem Hemn Goptapy aus dem oben genannten Anfal-Dokumentations-Projekt nach Deutschland kommen um sein Projekt vorzustellen. Und in einem zweiten Schritt soll eine Gedenk-Delegation aus Menschen mit viel Erfahrung im Bereich der Gedenkarbeit sich mit Hinterbliebenen und Aktiven in Kurdistan austauschen.