Hilfe für Flüchtlinge aus der Sinjar-Region

Kurz nachdem der Islamische Staat (IS) die irakische Stadt Mosul im Sommer 2014 einnahm, fielen seine Milizen auch in das Sinjar-Gebirge ein. Dort leben die Angehörigen einer 7000-Jahre alten Religion, die Jesiden. Ihnen blieb mit dem Einfall der Islamisten nur Flucht, Versklavung oder Tod. Die radikalen Islamisten töteten jesidische Männer, die ihnen als Ungläubige gelten. Die Frauen und Mädchen dagegen wurden entsprechend der Ideologie der radikalen Islamisten versklavt und häufig als Sexsklavinnen unter den Milizionären verteilt oder verkauft.

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Unterstützung für Frauen und Mädchen, die in IS-Gefangenschaft waren

Mehrere hundert Jesidinnen, die von den Dschihadisten entführt wurden, konnten inzwischen aus der Gefangenschaft fliehen und sich in den Nordirak retten. Sie haben es besonders schwer, wieder ins Leben zurückzufinden. Oft reden sie nach ihrer Rückkehr wochen- und monatelang kein Wort. Sie benötigen dringend psychologische und soziale Betreuung. Darum hat WADI schon im November 2014 drei mobile Interventionsteams eingerichtet, die sich speziell um die Bedürfnisse dieser Frauen und Mädchen kümmern. Die Teams sind Teil der neuen Außenstelle von WADI in Dohuk. Sie bestehen aus engagierten jungen Frauen, jeweils eine davon ist selbst Jesidin. Sie besuchen regelmäßig Flüchtlingslager und andere Einrichtungen, in denen jesidische Flüchtlinge leben. Sie sprechen mit weiblichen Überlebenden von Missbrauch durch den IS, bieten psycholgische und Alltagshilfe, organisieren aber auch Touren und andere Freizeitaktivitäten, um die jungen Frauen und Mädchen von ihren traumatischen Erfahrungen abzulenken. Die Bilder, die sie in den Lagern aufgenommen haben, die Geschichten, die sie sich anhören mussten, sprechen eine deutliche Sprache.

Die mobilen Teams betreuen 600 jesidische Frauen und Mädchen. Diese Photoreportage berichtet über ihre Arbeit.

Zentrum für Jesidinnen

Den Mitarbeiterinnen der Teams wurde schnell klar, dass Besuche in den Flüchtlingslagern und gelegentliche Ausflüge nicht genug sind, um den Mädchen über ihr Trauma hinweg zu helfen. Der triste Alltag im Lager und die Schuldgefühle, mit denen sie sich plagten, ließ sie immer wieder verzweifeln. Obwohl die dem IS entkommenen Jezidinnen von ihren Familien herzlich aufgenommen wurden, lassen einige in dieser konservativen Gesellschaft die jungen Frauen spüren, dass sie in ihren Augen „gefallene Mädchen“ sind.

Deshalb eröffnete WADI im Juli 2015 das Jinda-Zentrum in Dohuk, wo sich Überlebende der IS-Versklavung ganztägig aufhalten können. Dort finden die Mädchen und Frauen eine Anlaufstelle, wo sie jederzeit psycholgische Hilfe erhalten und konkrete Fragen zu sexuellen Krankheiten und Schwangerschaft gelöst werden können. Gleichzeitig bietet das Zentrum Gemeinschaftsräume, Café und Garten, wo unbefangenes Zusammensein und Austausch für die Frauen möglich ist. Computer-, Englisch- und Handarbeitskurse tragen dazu bei, ihnen wieder Mut zum Leben zu geben.

Auch dass die Überlebenden des IS hier auf Schicksalsgenossinnen treffen, mit denen sie offen über ihre Erlebnisse reden können, die oft so schrecklich sind, dass sie jedem anderen unbegreiflich erscheinen, ist ein entscheidender Schritt zur Überwindung des Traumas.

Erstes Geld für das Zentrum sammelte WADI mit der Ausstellung in Edinburgh „A mile in their shoes“ über die Erlebnisse von acht Jezidinnen, die von dem Künstler Siemon Scamell-Katz konzipiert wurde. Das Zentrum konnte im Sommer mit Hilfe von Unicef eröffnet werden.

Grundbedürfnisse der Flüchtlinge decken

Seit August 2014 unterstützt WADI zudem 102 Familien in einem der Flüchtlingslager nahe Dohuk. 5000 jesidische Familien haben in dem Lager Zuflucht gefunden, nachdem sie vom Berg Sinjar vor den Islamisten flohen. Das Flüchtlingslager ist nach wie vor nur eine provisorische Zeltstadt. Die Versorgung organisiert das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Doch dem steht immer weniger Geld zur Verfügung, weil die Geber nicht zahlen. Deshalb kann kaum mehr als Reis zum Essen ausgegeben werden, die medizinische Versorgung musste eingestellt werden.

Die kurdischen Wadi-Mitarbeiter, die seit Jahren in Irakisch-Kurdistan Entwicklungsarbeit leisten, kümmern sich um 102 Familien und deren Bedürfnisse, die über Obdach und Reis hinausgehen. Kleidung, Decken, Spielzeug für die Kinder, Schreibzeug und nährstoffreiche Nahrung werden regelmäßig gekauft und durch Spenden finanziert. Zudem organisiert WADI Aktivitäten für Kinder und Jugendliche. Im diesjährigen Sommerprogramm malten die Kinder z.B. Bilder, die in einer Ausstellung gezeigt wurden.

Bitte unterstützen Sie die Hilfe für Flüchtlinge mit Ihrer Spende. Jeder Euro hilft und kommt umgehend vor Ort an!

Spendenkonto WADI e.V.
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