„Martynka“ ist eine selbstorganisierte Gruppe ukrainischer Flüchtlinge, die im März 2022 in Krakau gegründet wurde. Wadi hat ihnen in ihrer Anfangsphase geholfen und ihre wichtigen Aktivitäten zur Unterstützung ukrainischer Frauen und zur Verhinderung von Missbrauch und Menschenhandel unterstützt.
Seitdem ist Martynka zu einem bedeutenden Akteur geworden und enorm gewachsen, hat inzwischen ein System aufgebaut, um ukrainischen Frauen bei Abtreibungen in Polen zu helfen, betreibt eine 7/24-Hotline über Telegram und bietet psychologische und rechtliche Hilfe an.
In einem Interview erklärt Mitgründerin Nastia Podorożnia:
„Für „Martynka“ arbeiten Psychologen, Designer und Übersetzer, meist aus der Ukraine – Flüchtlinge und länger in Polen lebende. Nastia recherchiert in den sozialen Medien – man kann sich bewerben. Psychologen sind am nötigsten. Das ist es, was Leute, die an „Martynka“ schreiben, am häufigsten fragen. „Sie schreiben Menschen, die missbraucht wurden, und solche, die zum Beispiel Angst haben, nach dem Angriff auf die Straße zu gehen. Manche sprechen über die Probleme ihrer Kinder, die im Schlaf weinen, stöhnen, mit den Zähnen knirschen. Jemand anderes möchte über die Anpassung an einen neuen Ort sprechen. >>Im Sommer unterdrückte ich alle meine Emotionen<< – schrieb eine Person, die sich in einem westeuropäischen Land wiederfand.“ .
Wir freuen uns sehr über einen kürzlich veröffentlichten Beitrag auf Instagram, in dem sie uns für unsere Unterstützung danken und schreiben:
„Mitarbeiter von Wadi erzählten uns, als sie von Martynka erfuhren: Wir wollen Projekte von ukrainischen Frauen für ukrainische Frauen unterstützen!“
Es war diese Organisation, die unsere ersten Aufkleber finanzierte, die wir überall in Polen verteilt hatten. Seitdem haben wir eng kooperiert und sie haben uns beraten, wie man gegen Menschenhandel vorgeht und uns mit vielen anderen Partnern in Kontakt gebracht.“
Über ‚Martynka‘ schrieben wir in unserem Rundbrief aus dem Früjahr 2022:
Martynka bietet eine 24/7-Helpline und einen Bot-Service auf Telegram und Instagram an.. Die Idee lässt sich, so Mitgründerin Nastia Podorozhnia, am besten als „vertrauenswürdige Freundin“ für ukrainische Frauen in Polen in Worte fassen:
„Wo immer Du gerade bist und was Du erlebst, ob im Zug, an der Grenze, bei der Polizei oder in einer polnischen Stadt: Du hast eine Freundin, die Dich begleitet: Martynka. Und man sieht es auf dem Bild: Martynka hat ein Schwert, um Dich zu beschützen.“
Die Martynka-App hat noch weitere Funktionen. So kann sie auch bei Übersetzungen helfen. „Sie“, d. h. eine Mitarbeiterin von Martynka, kann Frauen etwa virtuell zu Arztbesuchen oder zur Polizei begleiten. Sie kann Kontakte vermitteln, die von medizinischer, psychologischer und rechtlicher Beratung bis hin zur Unterstützung bei der Arbeitssuche reichen. Martynka vermittelt auch wichtige Informationen über die polnischen Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch und zur Empfängnisverhütung in Polen. Während Abtreibung in der Ukraine legal ist, ist sie in Polen weitestgehend illegalisiert.
Und nun kommt noch eine ganz andere Herausforderung auf unsere Partner zu:
„Immer mehr Frauen, die von russischen Soldaten vergewaltigt wurden, wenden sich an uns. Wir bauen deshalb mit Psychologinnen ein Netzwerk auf, um diese Frauen zu betreuen und ihnen Hilfe anzubieten“, schreibt uns Nastia Podorozhnia.
Und sie hat eine Botschaft, die wir gerne vermitteln: „Was immer auch geschieht: Wir möchten nicht, dass Ihr uns als arme Opfer seht, als bedürftige Flüchtlinge. Ukranische Frauen sind stark und für diese Stärke steht Martynka. Wir möchten, dass Ihr uns dabei unterstützt, uns selbst zu organisieren!“
Das ist die Botschaft aller Wadi-Partner in allen Ländern, in denen wir arbeiten. Und so haben wir viele Pläne, um Martynka auch in Zukunft zu unterstützen. Bislang konnten wir Flyer und Sticker finanzieren, die nun in Lwiw, an der Grenze und in Krakau überall dort aufgehängt werden, wo sich Frauen aus der Ukraine aufhalten.
Die Unterstützung von ‚Martynka‘ ist Teil unseres mit polnischen und ukrainischen Partnern im März ins Leben gerufene #SafeAid Programms. Besonders möchten wir uns für die Unterstützung des American Jewish Comitees (AJC-Berlin) für die Unterstützung bedanken.