2005 fuhr der erste buntbemalte Spielbus von WADI zum ersten Mal in arme und entlegene Dörfer. Inzwischen sind diese mobilen Spielplätze, die viel mehr bieten als nur ein wenig Abwechslung in den Regionen Pishder und Germian fester Bestandteil unserer Programme. Sie zielen auch auf Hilfe und Integration von arabischen Flüchtlingskindern in der Region
Im Gebiet Pishder an der iranischen Grenze und in der Region German sind diese Busse unterwegs, die an täglich wechselnden Bestimmungsort jeweils sehnsüchtig erwartet werden. So sehnsüchtig, dass die Kinder fremde Besucher kaum beachten. Eine Erfahrung, die von Besuchern aus Europa oder Amerika mit Erstaunen vermerkt wird, sind sie es doch gewöhnt, in einem abgelegenen kurdischen Dorf einen gewissen Attraktionswert zu besitzen. Aber wer das gesehen hat, versteht: Selten haben diese Kinder erlebt, dass sie im Mittelpunkt standen und ihre Bedürfnisse wirklich etwas zählten. Unbeschwert Spaß zu haben, ist für sie keine Selbstverständlichkeit. Spielplätze gibt es hier einfach nicht. Das Team des Spielmobils berichtet von einem kleinen Jungen, der dem Team mitteilte, bisher habe er immer gedacht, dass nur Kinder im Fernsehen solches Spielzeug hätten.
Unterwegs in einer vernachlässigten Region
Das Team des Spielmobils besteht aus einem Fahrer – der, wenn es hoch hergeht, auch mit Fußball spielt – und zwei Erzieherinnen. Sie sind an vier Tagen in der Woche von 8.30 bis 14 Uhr unterwegs, um ihren mobilen Spielplatz jeweils angekündigt in einem Dorf oder an einer Schule aufzuschlagen. Die Region wird trotz ihrer großen Bedürftigkeit bis heute von der Regionalregierung vernachlässigt. Es fehlt vor allem an Infrastruktur und medizinischer Versorgung. Viele Menschen leiden noch immer unter physischen und/oder psychischen Spätfolgen der Vernichtungsaktionen des Saddam-Regimes.
An Bord der Busse befinden sich neben zahlreichen Spiel- und Malsachen auch Musikinstrumente, Sport- und Spielgeräte, Schreibutensilien, sowie eine kleine Kinderbibliothek. Solange der Bus in einem Dorf ist, können die Kinder alles nach Herzenslust nutzen. Zum Programm gehören organisierte Spiele, Wettrennen und eine Vorlesestunde. Alle Kinder umringen dann die Vorleserin, die meist ein Märchen, mit Illustrationen unterstützt, vorträgt.
Ein Spielbus kann etwa 50 Dörfer mit insgesamt bis zu 2000 Kindern betreuen.
Ziel dieses Projektes ist es, die Entwicklung dieser gleich mehrfach benachteiligten Kinder durch spielendes Lernen zu unterstützen. Die Erfahrungen werden kontinuierlich erfasst und ausgewertet, um das Angebot in pädagogischer wie in praktischer Hinsicht zu optimieren. Ein Tag in der Arbeitswoche ist der Planung und Evaluierung innerhalb des Teams gewidmet. Die Teams erhalten bei ihren Aufenthalten auch gute Einblicke in die speziellen Probleme und Nöte der einzelnen Dörfer. Solche Informationen sind wichtig für die Planung neuer Projekte, und gegebenenfalls wird auch die regionale Verwaltung von Missständen in Kenntnis gesetzt, oder gegebenenfalls ein Kontakt zum Radio Denge Nwe hergestellt.
Eingebettet sind die Busse auch in die No-Violence Kampagne, die WADI seit mehreren Jahren erfolgreich an und verschieden Schulen in der Region durchführt.
In der Regel werden die Orte je nach Wegstrecke, Anzahl der Kinder und der Situation vor Ort in regelmäßigen Abständen wieder besucht. Ein Spielbus kann etwa 50 Dörfer mit insgesamt bis zu 2000 Kindern betreuen.
Weitere Unterstützung wird gebraucht
Es überrascht nicht, dass der Spielbus fortlaufend neues Spielmaterial benötigt. Das Ausleihen und auch die kostenlose Verteilung von Kleinigkeiten wie Malblättern oder Stiften ist wichtig. Zur Grundidee des Projekts gehört dabei auch die gezielte Suche nach Unterstützung durch die lokalen Autoritäten, nach Kooperationen mit Schulen und nach Beiträgen von engagierten Einzelpersonen. So soll das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Kindern geschärft werden.
Immer wieder werden die Teams der Spielmobile mit den Sorgen und Wünschen der Dorfbewohner und vor allem der Kinder konfrontiert, sei es die Frage nach Computerkursen oder die Bitte, an den Spieltagen doch auch etwas zu essen oder Kleidung anzubieten. In Dörfern, in denen es keine Schule gibt, ist der Wunsch nach einem Fahrdienst für Schüler nur allzu leicht nachzuvollziehen. „Ich habe geträumt“, hat einmal ein achtjähriges Mädchen dem Team des rollenden Spielplatzes anvertraut, „dass ihr in unserem Dorf bleibt und mit uns hier lebt.“
Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, dass diese Spielbusse auch weiter fahren können