Unsere Teams bemühen sich um die Vergrößerung und Ausweitung der Wadi-Kampagne für Gewaltlosigkeit. Eltern, Lehrer und Kinder werden direkt und über Medienkanäle in die Kampagne mit einbezogen, durch die häusliche Gewalt gegen Kinder sowie Gewalt an Schulen beendet werden soll.
Im Jahr 2018 soll Wadis einzigartige „Kampagne für Gewaltlosigkeit“ Fahrt aufnehmen und wachsen. Hauptziel der Kampagne ist die Beendigung von Gewalt gegen Kinder in Schulen und in Familien. Die Kampagne startete im Herbst 2017 und brachte bislang fünf Schulen dazu, ein Abkommen zu unterzeichnen, demzufolge sie sich verpflichten, jegliche Formen von Gewalt in ihren Mauern zu beenden. Schulen, die sich der Kampagne anschließen, erhalten Training gegen Gewalt sowie umfangreiche anderweitige Unterstützung. Auch Eltern werden in die Workshops gegen Gewalt und für friedliche Konfliktlösung mit eingebunden. Die Kinder selbst sollen durch Gespräche und Veranstaltungen dazu ermutigt werden, sich für ihre Rechte einzusetzen. Erklärtes Ziel der Kampagne ist es zudem, den Kindern Unterstützung im Umgang mit Missbrauchssituationen zu bieten und aufzuzeigen, wie und wo sie Misshandlungen melden können.
Kinder berichten von demütigender und gewaltvoller Bestrafung als alltäglichem Erziehungswerkzeug in Schulen. Quasi jeder Schüler/jede Schülerin, der/die von Wadi interviewt wurde, kennt ein Kind, das zuhause geschlagen oder gedemütigt wurde.
Die Idee der Selbstbestimmung („self-ownership“) ist daher zentral für die Kampagne. Die weit verbreitete Vorstellung, dass Kinder Eigentum ihrer Eltern sind, also nicht über sich selbst verfügen dürfen, und bloß dies tun sollen, was ihnen gesagt wird, ist ein wichtiger Grund dafür, dass Gewalt derart alltäglich ist. Diese Sichtweise kann verändert werden. Die „Kampagne für Gewaltlosigkeit“ versucht genau dies, indem sie Menschen durch Medienkanäle sowie auf direkte Weise mittels der Seminare unserer mobilen Teams miteinander ins Gespräch bringt. Diese Seminare geben den Teilnehmenden zudem die emotionalen und verbalen Mittel an die Hand, mit denen sie diese Probleme bearbeiten können, ohne Wut und Formen der Gewalt Überhand gewinnen zu lassen. Selbstbestimmung für Kinder kann als die simple, aber radikale Idee verstanden werden, dass Kinder über ihren Körper selbst bestimmen und nicht geschlagen werden dürfen – nicht von ihren Eltern und erst recht nicht von Lehrern.

Kinder spielen in einer der fünf gewaltfreien Schulen in Garmyan
Die Geschichte der Gewalt zieht sich in Irakisch-Kurdistan durch Generationen. Seit den späten 1970er Jahren führte Saddam Husseins Baath-Regime einen grausamen Krieg gegen die Kurden im Norden des Landes inklusive einer systematischen Vernichtung von Städten und Dörfern, der Verschleppung und Vertreibung hunderttausender Menschen sowie der umfassenden Anwendung chemischer Waffen gegen die Zivilbevölkerung. Zuletzt hatte die Region es zudem mit dem sogenannten Islamischen Staat zu tun, der auch hier bekämpft wurde und dessen brutale Gewalt nur wenige Familien unversehrt ließ.
Als die Kampagne sich verbreitete und im Zuge der Arbeit unserer mobilen Teams in mehreren Regionen vorgestellt wurde, ereignete sich etwas Tolles: Jede Region bestimmte, sich nicht bloß an der Kampagne zu beteiligen, sondern diese auf je eigene Weise mit zu gestalten. Während alle Regionen das Ende der Gewalt in Schulen als Hauptziel ausrufen, hat jede Region zudem ein zweites Ziel bestimmt, das jeweils an die spezifischen regionalen Problemlagen angepasst ist. Jeder Ort hat eine individuelle Geschichte mit spezifischen Realitäten von Gewalt, sodass eine einheitliche Herangehensweise keinen Sinn ergibt.
Garmyan: Die Kampagne begann in Garmyan im Herbst 2017 und die oben genannten fünf „gewaltfreien Schulen“ befinden sich alle hier. Diese Region wurde in besonderer Härte von den Anfal-Angriffen durch die irakische Armee getroffen – heute ist sie auch das Zuhause von tausenden Binnenflüchtlingen (IDPs) aus dem Zentralirak, die vor der Gewalt des IS geflohen sind. Die Kampagne wird sich hier zudem dem Problem der Kinderehe widmen, welche ein ernsthaftes Problem in Garmyan darstellt.

Seminar für Gewaltlosigkeit für die ganze Schule
Ranya: In Ranya entschied man sich, Kindergärten in die Kampagne mit einzubeziehen, da Gewalt gegen Kinder oft bereits im Vorschulalter beginnt. Daher arbeiten unsere Teams mit zunächst vier Kindergärten zusammen. Ranya ist zudem eine konservative Region, in der ein offenes Sprechen über derartige Probleme nicht der Norm entspricht. Unsere Teams sind davon überzeugt, dass das Problem der Gewalt an die Erzieher/innen und Lehrer/innen adressiert werden muss, um auch Eltern leichter erreichen zu können, damit sie verstehen, dass Kinder nicht ihr Eigentum sind. Auch FGM und Kinderehen sollen in Ranya gezielt thematisiert werden.

Seminar über Gewaltlosigkeit für Eltern
Halabja: Halabja war ebenfalls massiv betroffen von den Giftgasangriffen während der Anfal-Angriffe. Die Spuren sind sowohl in der Bevölkerung als auch in der Landschaft nach wie vor sehr sichtbar. Vor diesem Hintergrund ist auch der besondere Fokus auf die Umwelt und das menschliche Verhältnis zur Natur in dieser Region zu verstehen. Anlässlich des diesjährigen 30-jährigen Gedenkens an die Giftgasangriffe in Halabja und des fünften Jahrestages der Giftgasangriffe auf die Ghoutas (Syrien) möchten Menschen zusammenkommen, um die Attacken zu verurteilen und auf die kurz- und langfristigen Schäden von Giftgas aufmerksam zu machen. Der Fokus liegt zudem auf der Integration von Binnenflüchtlingen und Flüchtlingen. Das Pflanzen von Bäumen, der Kampf gegen Vermüllung und die Förderung öffentlicher Grünflächen sind weitere Aktivitäten, die Bewusstsein schaffen und mittels derer die hiesige Gesellschaft sich der Gewaltlosigkeit verpflichten soll.

Gemeinsam werden Bäume gepflanzt
Dohuk: Dohuk, in der Nähe Mossuls gelegen, ist mittlerweile das Zuhause tausender ezidischer und syrischer Flüchtlinge sowie irakischer Binnenflüchtlinge, die alle Zuflucht vor dem IS suchten. Unsere Teams vor Ort planen derzeit ihre Kampagnenaktivitäten: Sie möchten vor allem Schulen mit einbeziehen, die sich auch an der Unterstützung syrischer Flüchtlinge beteiligen. Der Fokus unserer Teams in Dohuk liegt auf der Betreuung und Unterstützung von Opfern des IS – damit sind zuvorderst ezidische Frauen gemeint, die Leidtragende von Menschenhandel und moderner Sklaverei wurden.

Klares Statement gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei
Die „Kampagne für Gewaltlosigkeit“ wird aktuell von der Salt Foundation, der Roselo Foundation und Green Cross unterstützt. Bitte überlegen Sie sich, die Kampagne mit einer Spende zu fördern.