Ein Fernsehteam des bekannten „Red Line“-Programms des kurdischen TV-Senders NRT besuchte in diesem Sommer das Wadi-Team in Garmyan. Das Fernsehteam begleitete Wadi in die Region Sarqalla, in der sich Wadi seit 2004 für die Abschaffung von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) einsetzt. Laut verschiedenen Datensammlungen hat sich die Rate neu angewandter FGM-Praktiken in der Region seitdem deutlich verringert. Noch 2004 wurden knapp 75 % der Frauen verstümmelt. Einer Heartland Alliance-Studie von 2016 zufolge widersetzt sich die Mehrheit der Frauen jedoch mittlerweile dieser unmenschlichen Praxis.
Der 45-minütige Bericht von NRT berichtet über die anhaltenden FGM-Debatten in Irakisch-Kurdistan.
Das Fernsehteam interviewte eine Frau, die nach wie vor Mädchen verstümmelt, obwohl die Praxis seit 2011 gesetzlich verboten ist. Vor allem weil die jeweiligen Behörden das Gesetz nicht ernsthaft durchsetzen, können sogenannte „Midwifes“ Mädchen weiterhin verstümmeln, ohne fürchten zu müssen, dafür bestraft zu werden. Der TV-Bericht beleuchtet die Situation aus verschiedenen Perspektiven:
Das NRT-Team fragte H.A.M. (die „Midwife“), Jahrgang 1923, nach ihren Beweggründen, weiterhin Verstümmelungen vorzunehmen: Warum tut sie es? Wie tut sie es? Wie viele Mädchen und Frauen verstümmelt sie am Tag? Sind die Gründe dafür primär religiös? Oder ist es vor allem eine kurdische Tradition, die ihr von vorherigen Generationen weitergegeben wurde?
Die Frau erklärte, dass sie die Verstümmelungen vornimmt, weil es zur Sunna gehört und es „verboten“ sei, „Wasser und Essen von einem unbeschnittenen Mädchen anzunehmen“. Außerdem schilderte sie, dass sie „bloß einen kleinen Teil des Intimbereichs der Mädchen“ mit einer Rasierklinge entferne, und anschließend Asche darüber streue, oder den Mädchen ein Schmerzmittel gebe. Sie wisse nicht mehr genau, wie viele Mädchen sie bereits beschnitten habe. Die Gründe dafür seien sowohl die Reden der Mullahs als auch die Achtung der kulturellen Tradition.
Anschließend interviewte das NRT-Team J.A.A., die Opfer von Genitalverstümmelung geworden ist. Sie erzählte, dass einer der Hauptgründe für ihre Scheidung ihre Verstümmelung gewesen sei. Außerdem berichtete sie von ihrer Großmutter, die nicht in der Lage war, sie (J.A.A.) zu beschneiden, wenn gleich sie selbst eine sogenannte „Mutilation Midwife“ gewesen sei.
Zudem interviewte das Fernsehteam ein Wadi-Teammitglied aus Garmyan. In dem Interview lag der Fokus vor allem auf den physischen und psychischen Verletzungen und Folgen, die die Opfer von Genitalverstümmelung erleiden müssen.
Am Ende bedankte sich das NRT-Team bei Wadi für die Kooperation und Ermöglichung der Interviews. Es wurde außerdem darauf hingewiesen, dass Wadi die einzige Organisation in Garmyan ist, die den Betroffenen Hilfe anbietet und sich für die Beendigung von Gewalt und Genitalverstümmelung einsetzt.