Wadi Irak
Erklärung
Suleymaniah, 14.08.2018
Nach anderthalb Jahrzehnten des Kampfes gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) in Irakisch-Kurdistan freut sich Wadi verkünden zu dürfen, dass immer mehr NGOs sowie UN-Agenturen die Dringlichkeit des Problems erkannt haben. Sie sind gewillt, Anstrengungen zu unterstützen, um diese unmenschliche Praxis zu beseitigen. Das KRG High Council Of Women, der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und andere verschaffen dem Thema durch die Workshops, die sie in der Region organiseren, größere Aufmerksamkeit.
Wadi konnte 12 FGM-freie Dörfer etablieren und zehntausende Familien davon überzeugen, von der Verstümmelung ihrer Töchter abzusehen.
Seit 2004 hat Wadi einige Studien herausgebracht, die belegen, dass eine hohe Anzahl an Mädchen und Frauen in Irakisch-Kurdistan verstümmelt wurde und immer noch wird. 2015 zeigte gleichzeitig eine Studie der Heartland Alliance, dass die FGM-Rate in bestimmten Regionen, in denen mobile Wadi-Teams intensive Aufklärungsarbeit leisten, deutlich gesunken ist.
Trotzdem handelt es sich bei FGM nach wie vor um ein ernsthaftes Problem, das Teil eines breiten Spektrums von Formen häuslicher Gewalt in der Region darstellt. Die zweitägigen Workshops handelten von einer Praxis, die “eliminiert” werden muss, wie es auf dem Workshop-Logo hieß. Dazu bedarf es Anstrengungen auf vielen Seiten: NGOs, gesellschaftliche Autoritäten, UN-Agenturen, zivilgesellschaftliche Organisationen, religiöse Interessengruppen und Medien müssen daran mitwirken.
Zwei Wadi-Teams arbeiten nach wie vor in der Region Garmyan. Ein Team ist zudem in Ranya unterwegs, wo das Seminar auch von einem UNFPA-Gesandten und dem KRG High Council of Women Affairs besucht wurde; ein weiteres Team befasst sich in Erbil hauptsächlich mit FGM. Diese vier Teams überzeugen jeden Tag Menschen und schützen dadurch die körperliche Unversehrheit von vielen Mädchen. Angesicht dessen, was eigentlich getan werden müsste, handelt es sich dabei allerdings nicht um viel mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein.
Obwohl Wadis Einsatz gegen FGM Teil der Anstrengungen zur Implementierung des Gesetzes Nr. 8 gegen häusliche Gewalt ist, das 2011 vom kurdischen Regionalparlament verabschiedet wurde, bestehen erhebliche Koordinations- und Finanzierungsprobleme.
“Das Gesetz muss verbessert werden, um es genauer und klarer zu gestalten”, sagte der zuständige Rechtsberater des Innenministeriums bei seiner Präsentation. Die Autoritäten, insbesondere die die häusliche Gewalt bekämpfenden Polizeistationen, müssen innerhalb der Communities präsent sein – ähnlich wie eine “Verkehrspolizei, die auf den Straßen und Autobahnen präsent ist” – ergänzte der UNFPA-Abgesandte Everold.
Es muss konstatiert werden, dass FGM im Besonderen und Gewalt im Allgemeinen seit dem Jahre 2014 – nach dem Aufstieg des IS – wieder zugenommen haben und eine Menge sozialer, psychologischer und ökonomischer Probleme mit sich bringen. Die Wirtschaftskrise ist einer anderer Grund dafür, dass bspw. Hebammen, die vorher gegen FGM in sehr abgelegenen und ländlichen Regionen kämpften, ihre Tätigkeit aufgeben und sich woanders einen Job suchen mussten, um Geld zu verdienen.
Wadi wird bis zu deren endgültiger Abschaffung gegen FGM und häusliche Gewalt kämpfen. Aktuell tun wir das mittels unseres Projekts zu gewaltloser Konfliktlösung. Alle teilnehmenden Organisationen teilen dieses gemeinsame Ziel und streben ein Ende dieser Zustände an.