Public Health

Verantwortung stärken, Gerüchten entgegentreten, Impfen gehen

Seit der Pandemie ist nichts mehr, wie es einmal war – das gilt vor allem außerhalb unserer Wohlstandsinseln. Wadi arbeitet jetzt unter neuen Voraussetzungen und bemüht sich, mit Aufklärung die Menschen zu erreichen und Infektionsrisiken zu verringern. Neben dem Nordirak ist Wadi auch im Moria/Karatepe-Flüchtlingslager auf Lesbos unterstützend tätig.

Kampagne zur Corona-Prävention im Irak und Irakisch-Kurdistan

Am 5. September 2020 registrierte der Nordirak einen Rekordwert von über 5000 Neuinfizierten innerhalb von 24 Stunden. Die Krankenhäuser sind völlig überlastet. Während sich die Situation immer weiter verschärft, arbeiten alle Wadi-Teams und Partnerorganisationen daran, die Aufklärung über die Gefahren des Virus und Schutzmaßnahmen, die wir alle ergreifen sollten, in der Bevölkerung voranzutreiben und Menschen zu ermutigen, sich impfen zu lassen. Nach wie vor ist die Quote mit 20% viel zu niedrig. Dafür wurden eigens Flyer und Plakate entwickelt:

impf

Außerdem kursieren in Kurdistan sehr viele Gerüchte und Falschmeldungen im Zusammenhang mit Corona. Zudem besteht eine weit verbreiteter, kulturell verankerter Widerwille gegen die Einhaltung grundlegender Präventionsmaßnahmen wie ‘social distancing’ und das Tragen von Masken. Wadi’s Aufklärungsinitiative ist Teil der neu ins Leben gerufenen “Citizen to Citizen Corona-Kampagne”, die die Bedeutung von kollektivem Zusammenhalt und individueller Verantwortung herausstellt. Es geht darum, sich gegenseitig zu ermutigen, in der Öffentlichkeit Masken zu tragen und die Abstandsregeln zu beachten. Die Kampagne läuft in Städten, Dörfern und Flüchtlingscamps und ermutigt Menschen außerdem, sich impfen zu lassen.

Wichtige Elemente sind auch:

● Poster-Hängen an Bushaltestellen und Supermärkten
● Zusammenarbeit mit Schulen und lokalen Geschäften Anbringen von Bodenaufklebern
● Nähen und Verteilen von wieder verwendbaren Stoffmasken
● Verteilung von Informationsmaterial und viele persönliche Gespräche

Die “Citizen to Citizen Corona-Kampagne” ergab sich unmittelbar aus der seit Jahren laufenden “No to Violence-Kampagne„, die sich unter anderem gegen weit verbreitete häusliche Gewalt sowie Gewalt gegen Kinder richtet. Soziale Medien und lokale Radiosender werden eingebunden, um zentrale Botschaften zu verbreiten und die Wirkung zu verstärken. Auch unsere Partnerorganisation beteiligen sich aktiv an dieser Kampagne, Jinda zum Beispiel arbeitet in den Camps für Flüchtlinge und Binnenvertriebene in der Provinz Dohuk.

Kampagne zur Corona-Prävention auf Lesbos (Griechenland)

Schon geraume Zeit vor dem Brand zirkulierte das Coronavirus im Flüchtlingscamp „Moria“. Die Situation auf der Insel hat sich mit inzwischen hunderten Infizierten dramatisch verändert. Dem örtlichen Krankenhaus gehen die Intensivbetten aus; die Situation ist sehr angespannt. Nach wie vor unterstützen wir unsere Partner, selbst organisierte Flüchtlingsgruppen, die Masken produzieren und kostenlos unter den Geflüchteten im alten und neuen Camp verteilen. Das Moria Coronavirus Awareness Team (MCAT) arbeitet mit Hochdruck daran, die Flüchtlinge zu informieren und sie davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen.

Die Zustände im Lager  tragen entscheidend dazu bei, dass grundlegende Corona-Schutzmaßnahmen (Händewaschen & Abstand halten) extrem schwer umzusetzen sind. Viele ältere und gefährdete Menschen leben im Lager. Ihr Risiko, infolge einer Infektion schwer zu erkranken oder gar zu versterben, ist gerade unter den dort herrschenden Bedingungen enorm hoch.

Unterstützung von Flüchtlingsselbstorganisation

Als im Februar 2020 die Covid-19 Pandemie begann, blickten wir mit Sorge auf die Flüchtlingslager und erkannten vor allem zwei ganz wesentliche Probleme. Erstens fehlt es an verlässlichen Informationen: Es gibt keine Fernseher. Einige haben Radios, andere Smartphones, manche haben ein Guthaben, das ihnen Internetzugang gewährt, andere nicht – das sind ideale Voraussetzungen für Gerüchte und Verschwörungstheorien, die sogar tödliche Folgen haben können. Um dieser Problematik zu begegnen, gründete Wadi im Februar 2020 in Kooperation mit weiteren Organisationen und mit Hilfe von engagierten Ärzten die Refugee Corona Information Resource – einen über Facebook agierenden Dienst, der praktische Tipps, Fakten und Anleitungen für einfache Selbstschutzmaßnahmen gegen die Ansteckung mit dem Coronavirus bereitstellt. Die Seite veröffentlicht ihre Beiträge auf Englisch, Arabisch, Farsi und Französisch.

Um auch Menschen zu erreichen, die keinen Zugang zu sozialen Medien haben, hat Wadi eine Poster-Offensive gestartet. Die Poster wurden in verschiedenen Sprachen gedruckt und an zentralen Stellen in mehreren Flüchtlingscamps aufgehängt. Außerdem wurden Broschüren gedruckt, die gemeinsam mit Flüchtlingen entwickelt und den Lebensrealitäten in einem überfüllten Camp angepasst worden sind.

Diese Mammutaufgaben konnte nur dank des großen Einsatzes der Flüchtlinge bewältigt werden. Die haben sich im Zuge dieser Unternehmung als Moria Corona Awareness Team (MCAT) selbst organisiert, um über das Virus aufzuklären und außerdem zusammen mit den Moria White Helmets unter anderem den Müll im Lager zu beseitigen.

Das Beispiel hat auch im Irak Schule gemacht: Inzwischen betreiben mit unserer Unterstützung solche Selbsthilfegruppen auch in den Lagern für jesidische Binnenvertriebene Aufklärungskampagnen, von Flüchtling zu Flüchtling. So

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